Castro setzt auf Obama

Panama-Stadt (dpa) - In einer emotionalen Rede hat der kubanische Staatschef Raúl Castro ein Ende der US-Sanktionen gegen sein Land verlangt. Zugleich prangerte der 83-Jährige beim Amerika-Gipfel in Panama die Aggression der USA gegen Havanna im Kalten Krieg an.

Castro setzt auf Obama
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Die Folgen des vor einem halben Jahrhundert verhängten Wirtschaftsembargos seien für die Kubaner „entsetzlicher, als sich jeder vorstellen kann“, sagte Castro am Samstag. Er machte aber klar, dass Obama daran keine Schuld trage.

„Meiner Meinung nach ist Obama ein ehrlicher Mann“, sagte er kurz vor einem geplanten Gespräch mit dem US-Präsidenten am Rande des Gipfels. Nach dem Ende der Eiszeit müsse es jetzt einen „respektvollen Dialog“ zwischen Havanna und Washington geben, meinte Castro bei seiner Rede vor dem Gipfelplenum, die immer wieder mit langem Beifall bedacht wurde.

Obama rief den US-Kongress dazu auf, die seit Jahrzehnten bestehenden Sanktionen gegen den sozialistischen Karibikstaat aufzuheben. Das Zusammentreffen mit Castro nannte er ein „historisches Ereignis“. Seit der kubanischen Revolution 1959 hatte es kein Treffen beider Länder auf Ebene der Staatschefs gegeben. Mit Blick auf Menschenrechtsverletzungen in Kuba meinte Obama allerdings, die USA würden auch in Zukunft nicht schweigen.

Mit Castro nahm erstmals auch Kuba an einem Amerika-Gipfel teil. Am Freitagabend hatten sich Castro und Obama bereits demonstrativ begrüßt und die Hand geschüttelt: Damit sollte das im Dezember eingeleitete Ende der über 50-jährigen Eiszeit bekräftigt werden.

Castro nannte es einen „positiven Schritt“, wenn die USA Kuba von ihrer Terrorliste streichen würden. Dies sei „eine Liste, in die unsere Regierung hätte niemals aufgenommen werden dürfen“. Auch die Sanktionen müssten fallen.

Der 83-jährige Castro, der gemeinsam mit seinem älteren Bruder Fidel 1959 die kubanische Revolution startete, erinnerte eingehend an die fehlgeschlagene, von der USA unterstütze Invasion 1961. „Ich bin sehr emotional, wenn ich über die Revolution spreche.“

Der Gipfel in Panama-Stadt stand ganz im Zeichen der kubanisch-amerikanischen Annäherung. Medien beider Länder unterstrichen die historische Dimension der Begegnung zwischen Obama und Castro. „Historic Meet and Greet“ (Historisches Treffen und Begrüßen), kommentierte der Sender NBC den Händedruck der beiden Staatschefs.

„Obama und Castro schreiben Geschichte“, titelte eine Reihe von US-Medien. „Einer der Höhepunkte des Tages war die Begrüßung zwischen Raúl und Obama“, meinte auch das kubanische Parteiorgan „Granma“ und erinnerte daran, dass sich die beiden Staatschefs schon im Dezember 2013 am Rande des Begräbnisses von Nelson Mandela in Südafrika kurz begrüßt hatten.

Es sei das erste Mal, „dass die 35 unabhängigen Nationen unserer Hemisphäre am selben Tisch zusammenkommen“, sagte der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, zum Gipfelauftakt. Papst Franziskus schickte Glückwünsche.

Erstes Ziel der Normalisierung auf der Schiene zwischen Washington und Havanna ist die baldige Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen und die Eröffnung von Botschaften. Allerdings geht es bei der Botschaftseröffnung langsamer voran als zunächst geplant. Obama-Berater Ben Rhodes sagte, es gebe noch praktische Fragen.

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