Zum dritten Mal lebenslang „Carlos“ für Anschlag in Paris verurteilt

Paris (dpa) - Der einstige Top-Terrorist „Carlos“ ist wegen eines Anschlags in Paris vor mehr als 42 Jahren zum dritten Mal zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Zum dritten Mal lebenslang: „Carlos“ für Anschlag in Paris verurteilt
Foto: dpa

Ein französisches Schwurgericht sprach den Venezolaner schuldig, 1974 eine Handgranate in eine Einkaufsgalerie geworfen zu haben. Dabei wurden zwei Menschen getötet und 34 verletzt.

Der als „Carlos“ bekannte Ilich Ramírez Sánchez sitzt bereits seit mehr als 20 Jahren in Frankreich im Gefängnis. Gerichte hatten den heute 67-Jährigen wegen mehrerer anderer Anschläge und Morde schon zweimal zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die Verteidigung kündigte Berufung an und sprach von einem „Justiz-Theater“ - sie sah keine ausreichenden Beweise gegen „Carlos“. „Man weiß nicht einmal, was für ein Granaten-Typ im Drugstore Saint-Germain explodiert ist“, kritisierte sein Anwalt Francis Vuillemin. „Die mediale Wahrheit hat die juristische Wahrheit geprägt.“ Die Anwälte hatten mehrfach argumentiert, dass die intensive Berichterstattung über den Angeklagten Zeugen beeinflusst habe.

„Carlos“ selbst bezeichnete den Prozess in seinem Schlusswort als „absurd“. „Ich bin kein Unschuldiger“, sagte er. Aber dieses Verfahren sei in jeder Hinsicht eine Absurdität. „Da ist nichts.“ Die Staatsanwaltschaft war dagegen überzeugt, dass Sánchez den Anschlag begangen hatte - und das Gericht folgte ihr.

Sánchez war in den 1970er und 1980er Jahren einer der meistgesuchten Männer der Welt. Er war für die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) aktiv und etwa an der Geiselnahme von Opec-Ministern in Wien beteiligt. 1994 wurde er im Sudan gefasst und nach Frankreich gebracht - seine Anwälte sprechen bis heute von einer Entführung.

Der Nebenkläger-Anwalt Georges Holleaux sprach von einem „Sieg der Justiz“. Für die damaligen Opfer sei es wichtig, dass „Carlos“ für den Anschlag verurteilt wurde.

Sánchez hatte sich dem Gericht erneut als „Berufsrevolutionär“ im Namen der palästinensischen Sache präsentiert. Das nur mit Berufsrichtern besetzte Schwurgericht ordnete an, seinen Namen in die offizielle Datei der Urheber von Terrorakten aufzunehmen.

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