Camerons Ex-Berater klagt im Abhörskandal

London (dpa) - Eine der Schlüsselfiguren im Abhörskandal um die Zeitung „News of the World“, der ehemalige Chefredakteur und spätere Regierungsberater Andy Coulson, zieht gegen seinen früheren Arbeitgeber vor Gericht.

Coulson habe juristische Schritte gegen die News Group Newspapers, eine Tochter von News International, eröffnet, weil diese die Zahlungen seiner Gerichtskosten in dem Skandal eingestellt habe, teilten seine Anwälte mit. News International wollte den Fall nicht kommentieren.

Coulson steht unter Druck, weil er während seiner Zeit beim Boulevardblatt „News of the World“ von weit verbreiteten Telefon-Abhörpraktiken in der Redaktion gewusst haben soll. Er streitet das ab. Coulson hatte die Zeitung 2007 wegen des Skandals verlassen und war kurz darauf Berater des heutigen britischen Premierministers David Cameron geworden, im Januar aber unter dem Druck der Affäre zurückgetreten. Im Juli wurde er von der Polizei festgenommen und ist derzeit auf Kaution auf freiem Fuß. Cameron war wegen der Beschäftigung Coulsons in Bedrängnis geraten.

Die mittlerweile eingestellte „News of the World“ gehörte zu News International, dem Europaarm von Rupert Murdochs Medienimperium News Corp. Medienberichten zufolge hatte der frühere Arbeitgeber Coulsons die Zahlungen für dessen Rechtskosten gestoppt, nachdem Murdoch im Juli vor einem Ausschuss des britischen Parlaments ausgesagt hatte.

Für Murdoch könnte sich zudem eine neue Klagefront in den USA öffnen: Opfer der Abhörpraktiken prüfen, dort vor Gericht zu ziehen, teilte ein Anwalt am Freitag mit. In der kommenden Woche sollten ersten Schritte eingeleitet werden.

Unterdessen kamen neue Anschuldigungen wegen möglicher Schmiergeldzahlungen von News International an die Londoner Polizei ans Tageslicht. So soll der frühere stellvertretende Chefredakteur der „News of the World“, Neil Wallis, mehr als 25 000 Pfund (28 600 Euro) für die Weitergabe von Informationen bekommen haben, nachdem er als PR-Berater zur Polizei gewechselt war. Das berichtete die Zeitung „Daily Telegraph“ am Samstag. Ein Sprecher von Scotland Yard betonte, Wallis habe Vertraulichkeitsabkommen unterschrieben, die ihm verboten hätten, Informationen an die Zeitung weiterzuverkaufen. Außerdem habe er keinen Zugang zum Computersystem der Polizei gehabt.

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