Blutbad vor Moschee im Iran

Teheran (dpa) Blutbad im Iran: Bei einem Anschlag vor einer Moschee in der Hafenstadt Chabahar im Südosten des Landes sind Dutzende Menschen getötet und verletzt worden. Von 38 Toten und 100 Verletzten berichtete ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation Roter Halbmond.

Nach Angaben des Gouverneurs der Provinz Sistan-Belutschistan, Ali-Mohammed Azad, wurden mindestens 30 Menschen getötet und 55 weitere verletzt.

Hinter dem Blutbad in der an Pakistan und Afghanistan grenzenden Provinz wird die radikale sunnitische Gruppe Dschundallah („Gottessoldaten“) vermutet. Der arabische Sender Al-Arabija berichtete ohne nähere Einzelheiten, die Gruppe Dschundallah habe sich zu dem Anschlag bekannt.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach dem Iran sein Beileid aus. „Diesen perfiden Anschlag auf unschuldige Gläubige verurteile ich auf das Allerschärfste“, heißt es darin. Anschläge wie dieser zeigten, dass terroristische Gewalt eine weltweite Bedrohung sei, die international bekämpft werden müsse.

Zum Ablauf des Anschlags gab es unterschiedliche Versionen. Provinzgouverneur Azad sprach von zwei Attentätern. Einer sei bei der Explosion umgekommen, der zweite getötet worden, bevor er seine Bombe zünden konnte. Laut Innenministerium explodierten zwei Bomben, eine jedoch weniger heftig. Die Nachrichtenagentur Fars berichtete von vier Attentätern. Zwei starben demnach bei der Explosion, ein dritter sei erschossen, der vierte festgenommen worden.

Zum Zeitpunkt des Anschlags hatten sich zahlreiche Gläubige vor der Imam-Hussein-Moschee versammelt, um das Aschura-Fest, den höchsten Feiertag der schiitischen Muslime, zu begehen. Die Schiiten gedenken damit des Todes des Mohammed-Enkels Hussein, der 680 in der Schlacht von Kerbela im heutigen Irak starb.

Erst vor fünf Monaten hatten sich zwei Selbstmordattentäter vor einer Moschee in der Provinzhauptstadt Zahedan in die Luft gesprengt und mindestens 27 Menschen mit in den Tod gerissen. Weitere 167 Menschen waren verletzt worden. Zu dem Doppelanschlag im Juli, bei dem auch Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden, hatten sich die „Gottessoldaten“ bekannt. Die Gruppe erklärte, der Anschlag sei die Vergeltung für die Hinrichtung ihres Anführers Abdulmalik Rigi, der im Juni gehängt worden war.

Die „Gottessoldaten“ verüben immer wieder blutige Anschläge in Sistan-Belutschistan. Die Extremisten haben auch mit Entführungen Schlagzeilen gemacht und kontrollieren in dem unsicheren Grenzgebiet angeblich gleichzeitig den Drogenschmuggel. Sistan-Belutschistan gilt als eine der wichtigsten Drogenrouten nach Europa.

Die Regierung in Teheran beschuldigt die radikale Sunniten-Gruppe, Zwietracht zwischen der Mehrheit der Schiiten im Iran und der sunnitischen Minderheit zu säen. Die Dschundallah hatten sich auch zu einem Anschlag auf die Revolutionsgarden bekannt, bei dem im Oktober 2009 mehr als 40 Menschen starben. Im Mai 2009 waren bei einem Anschlag auf eine Moschee in Zahedan 25 Gläubige getötet und 80 verletzt worden.

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