Bericht entlastet „Gorch Fock“-Kommandanten

Berlin/Glücksburg (dpa) - Verteidigungsminister zu Guttenberg hatte den „Gorch Fock“-Kapitän Schatz nach Vorwürfen rasch abgesetzt. Nun soll ein Marine-Bericht den bisherigen Kommandanten entlasten.

Dann wäre womöglich eine Rehabilitation von Schatz durch Guttenberg fällig.

Der vom Verteidigungsminister abgesetzte „Gorch Fock“-Kapitän Norbert Schatz wird nach „Focus“-Angaben im Untersuchungsbericht der Marine entlastet. Ein „disziplinarrechtlich relevantes Fehlverhalten“ des Kapitäns sei „nicht zu erkennen“, schreibt das Magazin. In Marinekreisen werde erwartet, dass Minister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) den von ihm suspendierten Kapitän rehabilitiert. Die Marine prüft den Vorwurf chaotischer Zustände auf dem Segelschulschiff der Bundeswehr.

Guttenberg hatte Kapitän Schatz im Januar vorläufig von seinen Pflichten entbunden. Zuvor hatte er gesagt, man müsse erst aufklären und dann Konsequenzen ziehen. Für seine rasche Entscheidung gab es viel Kritik. Der Grünen-Sicherheitspolitiker Omid Nouripour sagte der dpa am Samstag: „Wir haben es hier mit einem Korrekturminister zu tun - rund um die Uhr.“

Rund um die Bundeswehr gab es wegen der „Gorch Fock“, wegen eines mysteriösen Schießunfalls in Afghanistan und wegen geöffneter Feldpost mehrere Affären.

Im November 2010 war eine 25 Jahre alte Kadettin bei einer Übung in Brasilien aus der Takelage in den Tod gestürzt. Nach ihrem Tod hatten Offiziersanwärter das Verhalten der Vorgesetzten massiv kritisiert. Sie warfen der Stammbesatzung Schikanen bis hin zu sexueller Nötigung und fragwürdigen Ritualen vor. Die Ausbildung wurde danach abgebrochen. Die Schiffsführung soll den Offiziersanwärtern Meuterei vorgeworfen haben.

Der Chef der Untersuchungskommission soll Marineinspekteur Axel Schimpf am Mittwoch über den Inhalt des bislang unveröffentlichten Berichts vorab informiert haben. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte am Samstag, der Bericht sei noch nicht fertig. Das Ministerium äußere sich aber nicht zu internen Berichten.

Auch die Marine hielt sich bedeckt. Vor der offiziellen Veröffentlichung des Berichts sei nicht mit einer Stellungnahme zu rechnen, sagte ein Sprecher in Glücksburg (Schleswig-Holstein). Ursprünglich sollte der Bericht bis Ende Februar fertig sein.

Die Stammcrew hatte im Januar in einem offenen Brief ihr Unverständnis geäußert, „einen Kommandanten, der allseits beliebt ist, gut zu seiner Besatzung war und viele Entbehrungen auf sich und seine Familie genommen hat (...), so abzuservieren“. Sie verwahrte sich auch gegen Äußerungen, die Ausbilder seien Menschenschinder.

Eine Untersuchungskommission unter Leitung des Marineamt-Chefs in Rostock, Konteradmiral Horst Dieter Kolletschke, untersuchte die Vorgänge an Bord des Dreimasters. Außerdem befassen sich die Staatsanwaltschaft des Heimathafens Kiel und die Havariekommission der Marine unter Leitung des amtierenden „Gorch Fock“-Kapitäns Michael Brühn mit dem Todesfall. Der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (FDP) gab eine weitere Untersuchung in Auftrag.

Guttenberg hatte nach der Kritik der Stammbesatzung angekündigt, er wolle sie an Bord besuchen - bisher ist unklar, wann. Die „Gorch Fock“ ist derzeit auf dem Rückweg von Südamerika nach Deutschland. In Kiel wird sie frühestens Ende April erwartet. Die Zukunft der „Gorch Fock“ als Marine-Schulschiff ist ungewiss. Eine Kommission unter Mitwirkung des Bundestags soll beurteilen, inwieweit sie weiter eingesetzt werden soll.

Im Fall eines getöteten Bundeswehrsoldaten in Afghanistan haben sich die Vorwürfe gegen den Schützen laut „Focus“ erhärtet. Die Ermittler gingen davon aus, dass der 21 Jahre alte Hauptgefreite aus Thüringen am 17. Dezember mit ausgestrecktem Arm auf seinen gleichaltrigen Kameraden geschossen habe, berichtet das Magazin. Gegen den Beschuldigten wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.

Der 21-Jährige habe den Soldaten aus Bayern, der 1,50 Meter von ihm entfernt gestanden haben soll, in die rechte Schläfe getroffen. Das habe eine Untersuchung der Feldjäger kurz nach der Tat ergeben, auf die sich die Staatsanwaltschaft nun stütze. Deshalb sei nicht auszuschließen, dass das Opfer bei „Schießspielen“ ums Leben gekommen sei.

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