Monsanto-Streit Bayer will harten Kurs trotz Glyphosat-Urteil beibehalten

Saint Louis/Leverkusen · Auf Bayer kommen harte Zeiten zu, im Glyphosat-Rechtsstreit stehen weitere 7800 Klagen an. CEO Werner Baumann kündigt an, dass Bayer sich „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr setzen” will.

Auf Bayer kommen schwierige Zeiten zu.

Auf Bayer kommen schwierige Zeiten zu.

Foto: dpa/Oliver Berg

Auch nachdem im ersten amerikanischen Glyphosat-Prozess der krebskranke Kläger Dewayne Johnson der Senkung des Schadensersatzes von 289 Millionen Dollar auf 78 Millionen Dollar zugestimmt hat, wird Bayer als neuer Eigentümer des Glyphosat-Herstellers Monsanto seinen Kurs wohl nicht ändern. "Wir werden uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr setzen, um letztlich in der Berufungsinstanz erfolgreich zu sein, und wir würden auch so handeln, wenn Glyphosat wirtschaftlich keine Rolle spielte. Die Größenordnung einer Produktion darf keine Rolle für eine Risikoeinschätzung spielen", sagte Bayer-CEO Werner Baumann bereits am Montagabend bei einem Gespräch mit Journalisten am früheren Monsanto-Hauptquartier in Saint Louis im US-Bundesstaat Missouri. Bayer hatte zu der Reise eingeladen.

Nach dem Kauf von Monsanto für rund 60 Milliarden Euro und drastischen Kursverlusten in Folge des Schadensersatzurteils im Fall Johnson steht der deutsche Chemie-Konzern massiv unter Druck. Aktuell liegt der Bayer-Aktienkurs unter 70 Euro. Am 13. November muss Bayer die neuesten Quartalszahlen veröffentlichen. Selbst bei einer positiven Entwicklung werden sie Anleger und Investoren kaum beruhigen. Am 5. Dezember muss Baumann mit dem gesamten Vorstand bei einer Investoren-Konferenz in London erklären, warum Bayer attraktiv und eine gute Anlage bleibt, obwohl allein dieser eine Glyphosat-Rechtsstreit mit ungewissem Ausgang den Konzern vermutlich noch Jahre beschäftigen wird. Und es liegen weitere 7800 Klagen auf dem Tisch.

Der Kläger und Krebs-Opfer Dewayne Johnson schaut während einer Pause im Monsanto-Prozess nach oben.

Der Kläger und Krebs-Opfer Dewayne Johnson schaut während einer Pause im Monsanto-Prozess nach oben.

Foto: dpa/Josh Edelson

Dewayne "Lee" Johnson war von 2012 bis Mai 2016 als Platzwart und Schädlingsbekämpfungsmanager für die Sportanlagen der Benicia Unified School in der Nähe von San Francisco zuständig. Im Oktober 2014 wurde bei ihm Lymphdrüsen-Krebs diagnostiziert, den der heute 46-Jährige auf seinen Umgang mit den Unkrautvernichtern "Roundup" und "Ranger Pro" (Glyphosat-Produkte) von Monsanto zurückführt. 2015 stufte die Krebsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO die Verbindung Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Im vergangenen August verurteilte eine Jury in Kalifornien Monsanto zu einer Zahlung von 289 Millionen Dollar Schadenersatz. Im Oktober wies die zuständige Richterin die Forderung der Monsanto-Anwälte nach einem neuen Verfahren zurück, reduzierte jedoch den Schadenersatz auf 78 Millionen Dollar. Johnsons Anwälte erklärten am Mittwoch, ihr Mandant stimme dem zu. Bayer hat bereits im August erklärt, gegen das Urteil in Revision zu gehen. Dewayne Johnson hat laut seiner Ärzte nur noch eine Lebenserwartung von wenigen Monaten.

Das von Monsanto hergestellt Unkrautvernichtungsmittel Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat.

Das von Monsanto hergestellt Unkrautvernichtungsmittel Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat.

Foto: dpa/Jeff Roberson

Bayer hat für Berichterstattungen über die Reise zum früheren Monsanto-Hauptquartier eine Sperrfrist bis heute morgen 10 Uhr (Online-Berichte) und bis Samstagmorgen für Printausgaben verhängt. Die vollständige Berichterstattung finden Sie morgen in den gedruckten Ausgaben von Westdeutscher Zeitung, Solinger Tageblatt und Remscheider Generalanzeiger.

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