Aktivist droht indischer Regierung mit Hungerstreik

Neu Delhi (dpa) - Im Streit mit der indischen Regierung um ein schärferes Anti-Korruptions-Gesetz hat der Aktivist Anne Hazare nach dem Vorbild Gandhis mit einem Hungerstreik bis zum Tode gedroht.

„Ich habe mein Herz gegeben, und ich werde mein Leben dem Land geben“, sagte der 74-Jährige vor Tauenden Anhängern in Neu Delhi. „Wenn das Gesetz nicht in dieser Sitzungsperiode verabschiedet wird, werde ich bis zu meinem letzten Atemzug fasten.“ Die Monsun-Sitzungsperiode des Parlaments soll am 8. September enden. Hazare nahm am Freitag am vierten Tag in Folge keine Nahrung zu sich.

Unter dem Jubel Tausender Unterstützer hatte Hazare zuvor das Tihar-Gefängnis in Neu Delhi verlassen. „Die Fackel der Freiheit, die Ihr angezündet habt, um Indien von Korruption zu befreien, sollte nicht erlöschen“, sagte er vor seinen begeisterten Anhängern, die ihn an dem Gefängnis in der Hauptstadt in Empfang nahmen. „Ob Anna da ist oder nicht, die Fackel wird weiterbrennen.“ Mit Blick auf den Auftakt seines Hungerstreiks und landesweiter Demonstrationen sagte Hazare: „Der zweite Freiheitskampf hat am 16. August begonnen.“

Seit Dienstag waren landesweit Zehntausende Inder für Hazare und für ein schärferes Anti-Korruptions-Gesetz auf die Straße gegangen. Hazare und rund 1400 seiner Anhänger waren ebenfalls am Dienstag vor dem geplanten Beginn seines Hungerstreiks festgenommen worden. Nach seiner Freilassung am selben Tag hatte sich Hazare geweigert, das Gefängnis zu verlassen, sollte ihm nicht erlaubt werden, seinen Protest ohne Einschränkungen öffentlich abzuhalten. Stattdessen begann der Gandhi-Anhänger seinen Hungerstreik im Gefängnis.

Am Donnerstag hatte die Regierung eingelenkt und Hazare sowie seinen Unterstützern ein großes Gelände in der Innenstadt für ihren Protest zur Verfügung gestellt. Trotz strömenden Monsunregens nahmen Tausende Anhänger Hazare am Ramlila-Gelände in Empfang. Dort setzte er seinen Hungerstreik öffentlich fort. Zuvor besuchte Hazare die Gedenkstätte von Mahatma Gandhi, um dem gewaltlosen indischen Unabhängigkeitskämpfer seinen Respekt zu zollen. Menschenmassen folgten seinem Konvoi durch Neu Delhi.

Hazare hatte die Regierung bereits im April mit einem Hungerstreik zu Verhandlungen über das Gesetz gezwungen. Auch damals hatten sich ihm Zehntausende Menschen angeschlossen. Das am 4. August von der Regierung ins Parlament eingebrachte Gesetz geht dem Gandhi-Anhänger nicht weit genug. Einer der vielen Streitpunkte ist, ob auch Richter und der Premierminister unter die Gewalt einer neuen mächtigen Institution fallen sollen, die Korruption verfolgt.

Die indische Regierung steht seit Monaten wegen einer Reihe von Bestechungsskandalen in der Kritik, die bis auf Ministerebene reichen. Dabei geht es unter anderem um eine Schmiergeldaffäre bei der Vergabe von Mobilfunklizenzen. Dem Staat sollen dabei nach Schätzungen fast 39 Milliarden US-Dollar entgangen sein.

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