Ägypten nimmt Konzertbesucher wegen Regenbogenflagge fest

Bei einem Konzert in Ägypten werden Regenbogenfahnen geschwenkt. Das Symbol für Toleranz auch gegenüber Schwulen führt zum Aufschrei in dem konservativen Land. Es folgen Festnahmen. Ob die Band je wiederkommen darf, ist fraglich.

Wegen einiger Regenbogenfahnen bei einem Konzert in Kairo soll die wohl bekannteste Indie-Rockband der arabischen Welt nicht mehr in Ägypten auftreten dürfen.

Wegen einiger Regenbogenfahnen bei einem Konzert in Kairo soll die wohl bekannteste Indie-Rockband der arabischen Welt nicht mehr in Ägypten auftreten dürfen.

Foto: Benno Schwinghammer

Kairo. Der wohl bekanntesten Indie-Rockband der arabischen Welt droht ein Auftrittsverbot in Ägypten - weil Zuschauer bei einem Konzert in Kairo Regenbogenfahnen schwenkten. Die dortigen Behörden nahmen nach Informationen aus Sicherheitskreisen sieben Menschen fest: Überwachungskameras sollen die Besucher beim Auftritt der Gruppe Mashrou Leila mit den Fahnen aufgenommen haben, hieß es.

Nach dem Konzert von Mashrou Leila am Freitagabend, bei der einige Zuschauer die Flaggen als Symbol für Toleranz in die Höhe hielten, begannen in den sozialen Medien des konservativen Landes hitzige Debatten. Nutzer beschimpften Homosexuelle in tausenden Kommentaren und wünschten ihnen den Tod. „Dieses Land braucht etwas wie Hiroshima, um es von diesem Dreck zu reinigen“, schrieb ein User.

Die libanesische Indie-Band ist weit über die Arabische Welt hinaus bekannt und spielt auch regelmäßig in den USA und in Europa. Ihrem schwulen Sänger Hamed Sinno schlägt aber vor allem in Ländern des Nahen Ostens viel Ablehnung entgegen. Die Gruppe darf beispielsweise nicht in Jordanien auftreten.

„Ich hatte gestern ein Treffen mit dem Verband und wir haben uns entschieden, alle Genehmigungen zurückzuziehen, die Mashrou Leila erlaubten, Konzerte in Ägypten zu spielen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Musikerverbandes, Reda Ragab. Die Entscheidung müsse aber noch vom gesamten Vorstand bestätigt werden.

„Das ist verdorbene Kunst“, sagte Ragab weiter. Sie unterstütze die Werte der Gesellschaft nicht. Obwohl die Fahnen dabei von Zuschauern gehalten wurden, sieht er die Schuld bei den Musikern: „Sie müssen sich mit dem Zuschauern abgesprochen haben, weil das ihr Symbol ist. Seit wann geben sich Homosexuelle öffentlich zu erkennen?“ Bei dem Konzert waren allerdings tausende Zuschauer, die Fahnen tauchten in unterschiedlichen Bereichen des Publikums auf.

Homosexualität ist in Ägypten zwar nicht gesetzlich verboten, aber ein gesellschaftliches Tabu. In der Vergangenheit wurden angeblich schwule Männer unter anderem wegen Verachtung der Religion verurteilt.

Um in Ägypten spielen zu dürfen, brauchen ausländische Bands eine Erlaubnis des Musiker-Verbands, der Zensurbehörde und eines Sicherheitsbüros im Innenministerium. Letztere hat dem Verband zufolge im Zweifelsfall das letzte Wort. dpa

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