Analyse: Warum der Sprit montags billiger ist

Der ADAC wirft den Konzernen Preistreiberei vor und rät Autofahrern, nur an bestimmten Tagen zu tanken.

Düsseldorf. Die "schwarzen Freitage" sorgen bei Autofahrern für Gesprächsstoff: Viele von ihnen haben den Eindruck, vor dem Wochenende, wenn ihr Tank leergefahren ist, besonders viel für Diesel oder Benzin zahlen zu müssen.

Alles nur bösartige Unterstellungen? Die Mineralölkonzerne wiegelten bislang stets ab, erklärten diese Beobachtungen der Kunden zu einer "gefühlten Preiserhöhung". In Wirklichkeit blieben auf dem hart umkämpften Markt für solcherlei Spuk keine Spielräume.

Nun aber zeigt der ADAC in einer Untersuchung das Gegenteil. Der Automobilclub weist nicht nur nach, dass die Preisunterschiede zwischen den teuren Tagen Mittwoch und Freitag sowie dem billigen Montag tatsächlich existieren. Er belegt auch, dass die Diskrepanz zunimmt: 2007 lag sie noch bei durchschnittlich zwei Cent, 2009 schon bei 3,2 Cent.

Der Automobilclub spricht von einer beabsichtigten Strategie der Mineralölwirtschaft, um an Tagen mit besonders starker Nachfrage Kasse zu machen. Das "ausgeprägte Gewinnstreben" der Konzerne habe mittlerweile "dreiste Züge" angenommen, kritisiert der ADAC. Die Kunden könnten sich gegen diese Preistreiberei nur wehren, wenn sie die Zapfsäule an den teuren Tagen konsequent mieden.

Das Sparpotenzial ist beachtlich. So kann ein Autofahrer bei einer Jahresleistung von 15000 Kilometern und einem Durchschnittsverbrauch von acht Litern Diesel oder Benzin 42 Euro im Jahr sparen, wenn er statt freitags ausschließlich montags tankt.

Marktbeobachter haben außerdem festgestellt, dass der deutsche Treibstoff-Markt im internationalen Vergleich besonders unübersichtlich ist und immer unberechenbarer wird.

Tankstellen verändern zum Teil mehrfach am Tag ihre Preise, Differenzen von 8 bis 12 Cent sind keine Seltenheit mehr - und für Kunden wird die Suche nach dem besten Angebot zur Odyssee.

Der Bundesverband der Mineralölwirtschaft nennt den regionalen Konkurrenzkampf der Tankstellen als Ursache für dieses Phänomen. Vor allem in Ballungsräumen mit einer hohen Dichte an Anbietern komme es so zu permanenten, teilweise kräftigen Preissprüngen.

Branchenkenner verweisen darauf, dass das Internet die Preisbewegungen rasant beschleunigt: Sieht ein Betreiber im Internet, dass seine Konkurrenten die Preise ändern, kann er sofort reagieren.

Verbraucherschützer argwöhnen allerdings, bei manchem Preissprung handele es sich wohl ganz einfach nur um einen Überraschungsangriff auf die Geldbörsen der Kunden.

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