Analyse: Kinder als Heroindealer - die Polizei ist hilflos

Drogenclans instrumentalisieren Minderjährige, da diese nicht bestraft werden können.

Berlin. Sie sehen aus wie normale Schulkinder. Doch die Jungen inden Berliner U-Bahnhöfen sind nicht auf dem Weg nach Hause, und inihrem Mund schieben sie auch keinen Kaugummi herum, sondern kleineKugeln voller Heroin.

Allein in den vergangenen Tagen fasste die Polizei dreimal einenElfjährigen arabischer Herkunft, der kurz darauf wieder als Dealerunterwegs war.

Prophetisch erscheinen da Warnungen der BerlinerJugendrichterin Kirsten Heisig, die kurz nach ihrem Tod jetzt in einemBuch veröffentlicht werden. Von kriminellen arabischen Großfamilien,die gezielt Kinder aus Flüchtlingslagern nach Deutschland einschleusenund zum Dealen schicken, schreibt sie. Und wirft den BehördenUntätigkeit vor.

Der Elfjährige ist nach Einschätzung der Polizei zwar der jüngsteDealer, aber kein Einzelfall. Mindestens zweimal fassten Ermittlergleichzeitig in einem der U-Bahnhöfe in Kreuzberg auch einenzwölfjährigen Komplizen. Und schon vor einem Jahr wurde ein andererZwölfjähriger libanesischer Herkunft mit 150 Heroinkugeln geschnappt.

Trotzdem ist die Polizei hilflos. Bestraft werden können Kinderunter 14 Jahren in Deutschland nicht. Als die Fahnder zuschlugen,schluckte der Elfjährige hektisch die Heroinkügelchen herunter. DiePolizisten fuhren den Elfjährigen ins Krankenhaus und in sein Kinder-und Jugendheim in Zehlendorf. Von dort machte er sich zügig wieder aufden Weg zurück ins Verkaufsgebiet. Die Bahnhöfe der U8, die Neuköllnmit Kreuzberg und Mitte verbindet, sind schon viele Jahre Zentren desDrogenhandels in Berlin. 600 Mal soll die Polizei im vergangenen Jahrdort Drogenhändler festgenommen haben.

Der Handel mit harten Drogen sei in vielen Teilen Deutschlands festin der Hand arabischer Großfamilien, die eigentlich libanesische Kurdenseien, schreibt Heisig in ihrem Buch.

Die Behörden würden zusehen, wie Kinder und Jugendliche auspalästinensischen Flüchtlingslagern in die Bundesrepublik geschleustwürden, berichtet Heisig. Besonders in Berlin, dem Ruhrgebiet, Bremenund Bremerhaven seien die Clans aktiv.

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