Analyse: Horst Seehofer gewinnt ein Jahr Zeit

Analyse: Auf dem Parteitag kann der CSU-Chef die Debatte um seine Zukunft eindämmen, aber nicht beenden.

München. Ein Jahr. Gerade mal ein Jahr Zeit bis zu den nächsten Vorstandswahlen hat CSU-Chef Horst Seehofer gewonnen. Der Parteitag ist überstanden, die Frauenquote - wenn auch mit Hängen und Würgen und denkbar knapp - beschlossen, die Personaldebatte über den großen CSU-Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg eingedämmt.

Doch die nächsten Umfragen, die nächsten Wahlen etwa im benachbarten Baden-Württemberg kommen. Und was dann ist, vermag keiner in der CSU vorauszusagen. "Eine gewisse Stabilisierung für Seehofer bedeutet der Parteitag", sagt ein Vorstandsmitglied. "Aber die Stabilisierung ist nur auf Sicht."

Doch erst einmal kann Seehofer durchatmen. Mehr als fünf Minuten lang applaudieren die rund 800 Delegierten ihm am Samstag nach seiner gut eineinhalbstündigen, wenn auch nur stellenweise kämpferischen Rede. Mit zunehmend angeschlagener Stimme, teilweise leise und fast monoton, hatte Seehofer in der Rede zahllose aktuelle Themen angesprochen - "langweilig", raunten sich einzelne CSU-ler zu.

Doch der Beifall will nicht enden. "Die Partei steht hinter ihrem Vorsitzenden", betont der Chef der CSU-Grundsatzkommission, Manfred Weber. Er und viele andere werten den langen Applaus auch als Zeichen dafür, dass die Partei aktuell keine Personaldebatte führen will.

Die Diskussion sei eben doch "sehr virtuell" gewesen, urteilt der Chef der Nachwuchsorganisation Junge Union in Bayern, Stefan Müller. Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich, der als Verbündeter Guttenbergs gilt, sagt schlicht, Seehofers Stellung sei "unverändert gut".

Bei vielen Abgeordneten des Landtags in München geht derweil schon die nackte Angst um: die Angst vor einem Machtverlust im Jahr 2013, wenn im Bund und auch in Bayern gewählt wird. Viele in der Partei denken weiterhin darüber nach, wer die CSU besser in das Wahljahr führen könne - Seehofer oder Guttenberg.

Gebannt blickt die CSU nun auf die Landtagswahl in Baden-Württemberg im März 2011, die für die Union zum Desaster zu werden droht. Ein Vorstandsmitglied sagt: "Wenn das so kommt, dann bricht auch in der CSU panikartig was aus."

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