Analyse: Autofahrer in den USA sollen Sprit sparen

Weniger Abgase, weniger Benzinverbrauch – eine Zeitenwende auf Amerikas Straßen.

Washington. US-Präsident Barack Obama hat einen Paradigmenwechsel in der amerikanischen Umweltpolitik eingeläutet: Über Jahrzehnte galt die Devise "größer ist besser". Während des Wirtschaftsbooms im Vorfeld der Rezession waren spritsaufende Sportgeländewagen das Lieblingsspielzeug selbst der Durchschnittsverdiener. Nun aber sollen die Amerikaner auf sparsame und umweltfreundliche Modelle setzen.

Obama lässt den Autofahrern keine Wahl. Denn zum ersten Mal in der Geschichte sollen nationale Standards für den Schadstoffausstoß und Benzinverbrauch von Personenkraftwagen und Kleinlastern verabschiedet werden. Damit sollen die Abgase bis zum Jahr 2016 um 30 Prozent verringert werden. Autos sollen auf 100 Kilometer umgerechnet maximal 6,6 Liter Treibstoff verbrauchen dürfen. Die Kosten des neuen Umweltplans sollen die Verbraucher tragen.

Kalifornien und 13 weitere Bundesstaaten sind bereits ihren eigenen Weg gegangen und haben Obergrenzen für Kohlendioxidemissionen eingeführt. Verbindliche Umweltvorschriften, die im ganzen Land gelten, scheiterten aber bisher am Widerstand der Autoindustrie. Die Vorstände von General Motors (GM), Ford und Chrysler argumentierten, dass die mit der Umrüstung ihrer Flotte verbundenen Kosten die schwer angeschlagene Branche in eine noch tiefere Krise stürzen würden.

Nach Schätzungen des US-Verkehrsministeriums würde die Ausrichtung auf umweltfreundlichere Modelle die Autohersteller bis 2015 etwa 47 Milliarden Dollar kosten. Diese Kosten sollen nach den Vorstellungen des Präsidenten durch Preiserhöhungen an den Endverbraucher weitergegeben werden. Bis zum Jahr 2016, so das Weiße Haus, sollen sich Autos und Kleinlaster allein als Folge der umweltfreundlicheren Technologie um durchschnittlich 1300 Dollar verteuern.

Nutznießer des neuen Trends werden insbesondere die japanischen Autobauer Toyota und Honda sein, die den Trend frühzeitig erkannt haben und den US-Markt mit mehr Hybridwagen und beliebten kleineren Modellen versorgen als alle anderen Unternehmen.

Obwohl die neuen Richtlinien noch von der Umweltbehörde Environmental Protection Agency (Epa) sowie dem Verkehrsministerium abgesegnet werden müssen, scheint Obama eine wesentlich größere Hürde bereits genommen zu haben. Schließlich haben neben GM, Ford und Chrysler auch ausländische Hersteller wie Daimler Benz, Toyota und Honda ihre Zustimmung signalisiert.

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