Alkoholverbot für Europas Teenager?

Sucht: Deutsche Jugendliche trinken besonders viel. Immer mehr Länder der EU kämpfen mit strikten Gesetzen gegen die Exzesse.

Brüssel. Trinken bis zum Umfallen - unter Europas Jugendlichen ist das keine Seltenheit mehr. Deutsche Teenager greifen sogar häufiger regelmäßig zur Flasche als 15- bis 16-Jährige in vielen anderen europäischen Ländern. Das geht aus einer Studie des Europäischen Statistikamtes hervor, das die Trinkgewohnheiten der EU-Bürger genauer unter die Lupe genommen hat.

Danach treffen sich 31 Prozent der deutschen Jungen und 24 Prozent der Mädchen mindestens dreimal im Monat zum sogenannten Koma-Trinken - das heißt, sie nehmen in relativ kurzer Zeit fünf alkoholische Getränke oder mehr zu sich. Ähnlich viel schütten sonst nur die irischen, maltesischen oder die dänischen Teenager in sich hinein.

Einen traurigen Rekord halten übrigens die Niederländer: Dort veranstalten 37 Prozent der Jungen und 20 Prozent der Mädchen regelmäßig Trinkgelage. Grundsätzlich zeigt die Statistik ein deutliches West-Ost-Gefälle: In Ungarn oder Tschechien greift die Jugend seltener zur Flasche als in Deutschland oder Großbritannien - und das, obwohl Erwachsene in osteuropäischen Ländern deutlich mehr trinken als in Westeuropa.

Auch zwischen dem Norden und dem Süden der EU gibt es deutliche Unterschiede. In Griechenland oder Frankreich sind Jugendliche zurückhaltender mit Alkohol als in Belgien oder Großbritannien. Schweden und Finnland sind eine Ausnahme: Alkohol in diesen nordischen Ländern ist vergleichsweise teuer und der Kauf außerdem erst ab 18 Jahren erlaubt.

Immer mehr Länder in der EU überlegen nun, diesem Beispiel zu folgen. Frankreich etwa hat den Verkauf von Wein, Bier und Zigaretten an Jugendliche unter 18 Jahren verboten. Auch Italien erwägt, Minderjährigen eine Alkoholabstinenz zu verordnen. Die Stadt Mailand hat ein entsprechendes Verbot bereits Mitte Juli durchgesetzt. Eltern von Jugendlichen, die gegen diese Vorschrift verstoßen, drohen Geldstrafen von 450 Euro.

In Großbritannien hatte die Regierung im vorigen Jahr mit Ekelvideos versucht, Jugendliche von Saufgelagen abzuhalten: Sie zeigten betrunkene Jungs, die sich selbst bepinkeln und Mädchen, die sich mit Erbrochenem beschmieren - allerdings hatten diese offenbar keinen nachhaltigen Effekt. Erfolg versprechender ist dagegen ein spezielles Fach "Lebenskompetenz" an britischen Schulen: Darin wird nicht nur Wissen in Sachen Alkohol vermittelt, sondern auch bei Ernährung und sozialen Problemen.

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