Ärzte wegen Korruption verurteilt

Staatsanwälte ermitteln in hunderten Fällen wegen Bestechung von Medizinern durch Pharmaunternehmen.

Düsseldorf. Erstmals sind zwei niedergelassene Ärzte wegen Bestechlichkeit verurteilt worden. Das Amtsgericht Ulm verhängte gegen die Mediziner Strafen von jeweils einem Jahr Haft auf Bewährung und 20 000 Euro Bußgeld: Sie hatten vom Pharmakonzern Ratiopharm Schecks über insgesamt 19 180 Euro entgegengenommen - weil sie ihren Patienten verstärkt Medikamente des Konzerns verschrieben hatten.

Die Mengen der verordneten Medikamente hatten die Mediziner an die Konzernzentrale gemeldet, dafür dann acht Prozent des Herstellerabgabepreises per Scheck zurückerhalten. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig, da die Mediziner Rechtsmittel einlegen wollen.

Insgesamt ermittelte die Staatsanwaltschaft Ulm in 3400 vergleichbaren Fällen, erklärte deren Sprecher Michael Bischofberger gegenüber unserer Zeitung: Betroffen sind rund 400 Pharmareferenten des Unternehmens und rund 3000 Ärzte bundesweit. Etwa die Hälfte der Verfahren wurde inzwischen an andere Staatsanwaltschaften bundesweit abgegeben.

Doch Ratiopharm ist kein Einzelfall. Auch der Aachener Pharmahersteller Trommsdorff arbeitet offensichtlich mit vergleichbaren Methoden. Die Staatsanwaltschaft Aachen ermittelt seit zwei Jahren wegen Bestechlichkeit gegen 490 Ärzte, die sich von dem Unternehmen für sogenannte Anwendungsbeobachtungen mit Flachbildschirmen, hochwertigen Kaffeemaschinen oder iPods entlohnen ließen.

Oberstaatsanwalt Robert Deller: "Es gab ein regelrechtes Punktesystem für die Verschreibung des Blutdrucksenkers Emestar." Die Formulare für die Beobachtungsergebnisse hatten viele Ärzte übrigens meist unausgefüllt ans Unternehmen zurückgeschickt.

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