9. November 1989: Vom Reisegesetz zum Mauerfall

9. November 1989 Vier Offiziere des Innenministeriums und der Stasi treffen sich um 9 Uhr, um eine neue Ausreiseregelung zu entwerfen. Ständige Ausreisen sollen künftig zügig und ohne Einschränkungen möglich sein.

Aber was ist mit Leuten, die nur mal für ein paar Tage verreisen wollen? Schnell ist man sich einig: Wenn man Ausreisen erleichtert, muss mann auch Besuchsreisen zulassen. Beide Reisearten sollen möglich sein - auf Antrag.

Gegen 12 Uhr erreicht die Vorlage das Politbüro. Sie wird in einer Raucherpause ohne Diskussion abgenickt und an den Ministerrat weitergeleitet.

Nach der Rundleitung durch die Ministerien landet das Papier wieder beim SED-Zentralkomitee. Niemand erahnt die Sprengkraft, die in dieser Regelung schlummert. Es ist ja von Beantragung die Rede - nicht von sofortiger Reisefreiheit. Günter Schabowski bekommt das Papier erst kurz vor seiner Pressekonferenz. Er kennt den Inhalt nicht, soll die Regelung aber bekannt geben. Den Vermerk, dass das neue Reisegesetz erst am nächsten Tag in Kraft tritt, übersieht Schabowski. Er spricht von "sofort, unverzüglich".

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