2008 gab es einen weltweiten Anstieg gewaltsamer Konflikte

Krieg: Konfliktforscher setzen auf Obama als Friedensstifter.

Heidelberg. Das Jahr 2008 hat der Welt mehr Kriege, aber auch einen Hoffnungsträger beschert. Wissenschaftler registrierten einen weltweiten Anstieg gewaltsamer Konflikte, und auch nach Europa kehrte der Krieg mit der Auseinandersetzung zwischen Russland und Georgien Anfang August zurück. Ein Ereignis macht Konfliktforschern jedoch Mut: die Wahl von Barack Obama zum neuen US-Präsidenten. Mit ihm seien die Chancen gestiegen, dass die USA künftig mehr auf Diplomatie als auf Waffen setzten - wichtige Voraussetzung für eine friedlichere Welt.

Jährlich stellt das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) ein "Konfliktbarometer" auf. Bei den beiden gravierendsten Stufen gab es 2008 jeweils Anstiege im Vergleich zum Vorjahr: Die Zahl der Kriege kletterte von sechs auf neun. Dazu zählt auch die Offensive der türkischen Armee im Februar gegen die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK. Kriege wurden zudem in Pakistan, Sri Lanka, Afghanistan, Irak, Somalia, Sudan und im Tschad registriert.

Die Wissenschaftler geben der US-Regierung unter George W. Bush eine Mitschuld an dieser Entwicklung. Michael Brzoska, Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Uni Hamburg, verweist darauf, dass nahezu die Hälfte der weltweiten Militärausgaben von den USA bezahlt würden. "Das heißt nicht, dass die USA für alle Konflikte verantwortlich sind. Sie spielen aber eine wichtige Rolle."

Bush habe im Kampf gegen den Terrorismus vor allem Symptome bekämpft und zu oft auf Gewalt gesetzt, statt nach den Ursachen von Konflikten zu fragen, sagt Lotta Mayer vom HIIK. Darunter werde die Welt noch einige Zeit leiden. "Das kann man nicht einfach aus der Welt schaffen." Mit dem neuen Präsidenten Obama verbindet die Konfliktforscherin die Hoffnung auf mehr Diplomatie.

Was Afrika angeht, ist Brzoska pessimistisch. Den Kontinent zu befrieden sei eine schwierige Aufgabe. "Afrika ist der ärmste Kontinent. Und es gibt einen relativ engen Zusammenhang zwischen Armut und Krieg." Für Europa bestehe diese Gefahr nicht. Die Situation im Kaukasus werde zwar "hochproblematisch" bleiben. Für Zentraleuropa sei aber mit Kriegen nicht zu rechnen. dpa

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