Pater Wolfgang hört in der Gefängnisseelsorge auf

Der Geistliche hat seinen Abschied erklärt – und verbringt die nächsten Monate an einem besonderen Ort.

 Pater Wolfgang Sieffert will sich nach einer Sabbatzeit den Aufgaben rund um die Dominikanerkirche St. Andreas in der Altstadt widmen.

Pater Wolfgang Sieffert will sich nach einer Sabbatzeit den Aufgaben rund um die Dominikanerkirche St. Andreas in der Altstadt widmen.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Der kräftigste Händedrücker der Stadt hat die Einrichtung verlassen. Pater Wolfgang Sieffert, der viele Jahre als Ringer auf der Matte stand und deshalb so kräftig zupackt, hat am Wochenende seinen Posten in der Gefängnisseelsorge abgegeben. „Für mein Ausscheiden aus der Gefängnisseelsorge gibt es zwei Hintergründe. Zum einen war ich durch zunehmende Verantwortungen in den letzten Jahren häufig überlastet. Zum anderen wollte ich verhindern, dass Gefängnispfarrer Reiner Spiegel und ich fast zeitgleich aus dem Dienst ausscheiden“, erklärte der Dominikaner am Montag.

Nach mehr als 30 Jahren hat Pater Wolfgang zum letzten Mal seinen großen Schlüsselbund an der Außenpforte des Gefängnisses abgegeben, das er auch nach dem Umzug „Ulmer Höh’“ genannt hat. „Meine gut drei Jahrzehnte im Justizvollzug waren in vielerlei Hinsicht bereichernd. Der Vollzug und seine Menschen werden mir im Herzen bleiben.“ Nachfolger wird zum 1. November der Diplom-Theologe und Diplom-Sozialarbeiter Theo Bögemann aus Flingern.

Pater Wolfgang wird in diesem Jahr 62 Jahre alt, dennoch geht es für ihn noch nicht in den Ruhestand. Vielmehr hat er spannende Monate geplant und möchte vor Weihnachten wieder in Düsseldorf sein. Ab nächster Woche ist er für eine „Sabbatzeit“ in der École Biblique et Archéologique Française der Dominikaner in Ostjerusalem. Danach will er sich den Aufgaben an der Dominikanerkirche St. Andreas widmen, also dem Konvent in der Düsseldorfer Altstadt und der Altstadt-Armenküche.

Mit dem Abschied ist noch ein zweiter verbunden. Die in der vergangenen Woche erschienene Ausgabe des Gefangenenmagazins „Ulmer Echo“ war die letzte, die Pater Wolfgang als Herausgeber und verantwortlicher Redakteur mitgestaltet hat (sie steht auf der Internetseite des Magazins unter www.ulmerecho.de). 1995 hatte er diesen Posten nach dem plötzlichen Tod des Gründers Pater Edelbert Rüber übernommen. Der Nachruf im „Ulmer Echo“ war damals überschrieben mit „Verteidiger des Glaubens an den Menschen“. Im Editorial formulierte Pater Wolfgang sein Ziel: „In meiner neuen Aufgabe steckt die Herausforderung, auch weiterhin Reflexion und Kritik über Gefängnismauern hinweg zu ermöglichen.“ Fast ein Vierteljahrhundert habe er versucht, der Verantwortung und dem Erbe Rübers gerecht zu werden.

Der Katholische Gefängnisverein als Träger legt die Herausgeberschaft des „Ulmer Echos“ nun in die Hände von Gisela Ruwwe, die seit Jahrzehnten hauptamtlich für den Verein sowie den Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer engagiert ist. Sie wird diese neue Aufgabe neben ihren bestehenden Verpflichtungen im Gefängnis, der Beratungsstelle Gefangenenfürsorge und im Übergangswohnraum übernehmen.

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