Zwölf Monate ganz ohne Konsum

Die Autorin Greta Taubert hat ein Jahr lang verzichtet — um zu erfahren, wie man im Krisenfall überlebt.

Zwölf Monate ganz ohne Konsum
Foto: Stephan Pramme

Leipzig. Es gab einen Moment, da wollte Greta Taubert keine Vegetarierin mehr sein. Die 30-Jährige saß auf einem Hochstand im Wald. Neben ihr hockte ein Jäger mit der Waffe in der Hand, der Rehbock in Sichtweite. „Ich will, dass er stirbt. Ich will ihn essen“, schreibt die Autorin in ihrem Buch über diesen Moment. Die Jagd-Episode ist eine von vielen Erfahrungen, die Taubert im vergangenen Jahr gemacht hat. Aus ihnen ist nun ein Buch über Konsumverzicht entstanden. „Apokalypse Jetzt!“ könnte eine Debatte anregen, wie wir in Zukunft mit unseren Ressourcen umgehen.

Greta Taubert wiegt heute 20 Kilogramm weniger als vor einem Jahr. „Ich hatte mich gefragt, was passiert eigentlich auf der ganzen schönen Welt, die um mich rum ist, die meinen Po schön warm hält. Was ist eigentlich, wenn die zusammenbricht?“, sagt die freie Journalistin aus Leipzig, die häufig aus Krisenregionen berichtet, zu den Gründen ihres Experiments.

Das Thema wurde immer bedeutsamer, als sich die Krisen in Europa häuften. Der Zusammenbruch schien näher zu kommen. Und Taubert stellte sich die Frage: Wie kann ich mich eigentlich krisenfest machen?

Sie ging auf die Suche nach einer Überlebensstrategie: Sie hörte auf, einzukaufen, Fleisch zu essen, Auto zu fahren und lebte im Bauwagen, im Wald und auf der Straße, erzählt sie in einem Interview.

„Ich bin da vollkommen kopflos rangegangen“, sagt sie. Das Grundgefühl, von dem sie ausgegangen war, sei eben ein Gefühl. „Und das war Angst.“

In den zwölf Monaten ihres Experiments traf sie einen Mann, der von Pilzen leben könnte — und eine Frau, die sich ausschließlich von Kräutern ernährt. Sie kaufte die Notration, die von der Bundesregierung für Krisen empfohlen wird, ging in den Wald jagen, begann ihre Kleidung selbst zu nähen und lebte von Pflanzen aus der Großstadt, die sie unter anderem mit Gleichgesinnten in einem Nachbarschaftsgarten aufzog.

Dabei lernte sie viel, nicht nur über andere, sondern auch über sich selbst. Die interessanteste Erfahrung sei gewesen, wie schnell man sich dann doch an Dinge gewöhnen könne. Zum Beispiel sei es im Grunde einfach, kein Fleisch mehr zu essen.

Insgesamt sei ihr der Versuch, auf Konsum komplett zu verzichten, gar nicht so schwer gefallen wie anfangs gedacht. Im Gegenteil: Jetzt hat die Leipzigerin Schwierigkeiten, wieder in ein normales Verhalten zurückzufinden. Wenn sie nun etwa neue Kleidung benötigt, beteiligt sie sich an Tauschbörsen. Taubert hat im Laufe des Jahres ihre Bedürfnisse reduziert, macht sich mehr Gedanken über ihre Ernährung, spart Geld und damit auch Zeit. „Die Quintessenz ist, dass wir nicht warten sollten, bis es zu schlechten Zeiten kommt“, sagt sie resümierend. „Wir sollten jetzt anfangen, umzudenken und etwas anders zu machen.“

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