Zugunglück in Italien: Flammeninferno im Urlaubsparadies

Unfall: In der Nacht zu Dienstag explodierte ein mit Gas beladener Güterwagen in der toskanischen Stadt Viareggio. 14 Menschen starben.

Viareggio. "Als hätte eine Bombe eingeschlagen" - so beschreiben Augenzeugen das Flammeninferno von Viareggio. Im Bahnhof des beliebten toskanischen Urlaubsortes am ligurischen Meer explodierte in der Nacht zu gestern ein Flüssiggas-Güterwagen und verwandelte den für seine Jugendstilbauten und Sandstrände bekannten Ferienort binnen weniger Minuten in eine Hölle aus Feuer, Rauch und Trümmern. Mindestens 14 Menschen starben bei der Gasexplosion, drei werden noch vermisst. 36 Menschen erlitten schwere Verletzungen - darunter zwei Kinder. 15 von ihnen schweben mit Verbrennungen von über 90 Prozent der Haut in akuter Lebensgefahr.

"Es war grauenhaft, wie im Krieg", sagt Eugenia, die in der Nähe des Bahnhofs wohnt. Andere erzählen von Menschen, die "wie lebende Fackeln aus ihren lodernden Autos flohen und sich die brennenden Kleider vom Leib rissen".

Die Helfer sind erschüttert. "Verkohlte Leichen wie in Pompeji", vergleicht ein Retter die Katastrophe mit dem Ausbruch des Vesuv, der im Jahr 79 nach Christus die Stadt Pompeji unter glühender Lava verschwinden ließ. Der Bürgermeister von Viareggio, Luca Lunardini, spricht von "apokalyptischen Szenen".

Der Bahnhof hatte sich kurz nach Mitternacht binnen weniger Minuten in eine Feuerhölle verwandelt. Feuer und Rauch breiteten sich in einem Umkreis von 300 Metern aus und hüllten alles ein. Beobachter berichteten, am Bahnhof vorbeifahrende Autos und Motorroller samt ihren Fahrern hätten sich in glühende Kohlen verwandelt. "Nur durch ein Wunder sind wir noch am Leben", sagten zwei Maschinisten des Güterzuges.

Mehrere benachbarte Wohnhäuser stürzten ein, tausend Menschen wurden in Sicherheit gebracht. In den Trümmern werde weiter intensiv nach Verschütteten gesucht. "Es handelt sich um eines der schlimmsten Unglücke des italienischen Eisenbahnsektors", erklärte der Chef des italienischen Zivilschutzes, Guido Bertolaso. "Die Gefahr ist noch nicht vorüber", warnte er. "Es liegen noch 13 Gasbehälter mit jeweils 30 Kubikmeter Flüssiggas auf den Schienen, vier davon umgekippt. Die Zisternen müssen entleert werden."

Experten nehmen an, die Vorderachse des ersten Flüssiggas- Güterwagens hinter der Lokomotive habe bei der Durchfahrt des Zuges mit insgesamt 14 Waggons nachgegeben. "Infolge des Schadens ist der Waggon entgleist und Flüssiggas ausgetreten."

"Die EU-Sicherheitsnormen sind entweder nicht beachtet worden oder sie sind unzureichend", erklärte Innenminister Roberto Maroni.

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