Zeuge im Doppelmord-Prozess: Marcel H. prahlte mit Taten im Netz

Ein Chat-Freund berichtet, wie Marcel H. mit den zwei Morden angegeben haben soll. Der Zeuge hat ihm zuerst nicht geglaubt.

Der Angeklagte Marcel H. (M) am Mittwoch im Landgericht Bochum.

Der Angeklagte Marcel H. (M) am Mittwoch im Landgericht Bochum.

Foto: Bernd Thissen

Bochum. Der mutmaßliche Doppelmörder Marcel H. aus Herne soll im Internet mit den Taten geprahlt haben. Das hat ein langjähriger Chatfreund des Angeklagten am Mittwoch beim Bochumer Landgericht ausgesagt. Der 19-Jährige habe in einem seiner Einträge im Forum sogar gelogen, er habe fünf Morde begangen. Außerdem habe Marcel H. Fotos verschickt, auf denen er lächelnd neben den beiden Leichen zu sehen war - mit einem blutverschmierten Messer in der Hand.

Der 17 Jahre alte Zeuge war wohl der Erste, der davon erfahren hat, dass Marcel H. am 6. März 2017 den Nachbarjungen Jaden nach eigenen Worten umgebracht hat. Das geht aus einer Sprachnachricht hervor, die ihm geschickt worden sei. Darin sagt Marcel H. unter anderem: „Ich habe hier gerade den Nachbarn umgebracht. Meine Hand blutet jetzt - und das ist das Einzige, was mich gerade stört.“ Praktisch zeitgleich hatte Marcel H. seinem Chat-Freund mehrere Fotos von der Kinderleiche geschickt.

Der 17-Jährige hatte allerdings zuerst Zweifel, ob die Bilder überhaupt echt sind. „Man sah Schnitte und Stichwunden, ohne jegliches Blut“, so der junge Zeuge. Deshalb habe er zunächst gedacht, dass es sich um eine Puppe handele, nicht um den Jungen. Er habe die Fotos daraufhin in einem Internet-Forum hochgeladen, um Gewissheit zu bekommen. Als ihm mehrere Nutzer versichert hätten, dass es sich tatsächlich um eine Leiche handele, habe er sofort die Polizei informiert.

Bei einem früheren Besuch in der Wohnung des Angeklagten hatte der 17-Jährige außerdem mehrere Waffen gesehen. „Marcel hatte meist ein Taschenmesser dabei“, so der Chat-Freund. Das sei die spätere Tatwaffe gewesen. Außerdem habe es zwei japanische Dolche und zwei Küchenmesser gegeben, die in einem großen Couchkissen gesteckt hätten. „Die hatte er da, um sich abzureagieren, wenn er wütend war.“

Im Bochumer Prozess hatte zuvor auch der Stiefvater des kleinen Jaden ausgesagt und von seinem verzweifelten Versuch berichtet, den Neunjährigen zu retten. Während seiner Aussage hatte er es konsequent vermieden, Marcel H. mit Namen anzusprechen. Bei seiner Aussage hatte er ihn nur abfällig „Vogel“ oder „Holzkopf“ genannt. Marcel H. hat über seinen Verteidiger zugegeben, Anfang März erst den neunjährigen Nachbarjungen Jaden und anschließend seinen 22-jährigen Ex-Schulfreund Christopher umgebracht zu haben.

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