Wladimir Kaminer: Depardieu sucht nach Anerkennung

Berlin (dpa) - Der überraschende Nationalitätenwechsel des Schauspielers Gérard Depardieu ist aus Sicht des Bestseller-Autors Wladimir Kaminer („Russendisko“) ein Zeichen mangelnder Anerkennung.

Der Neu-Russe Depardieu („Asterix und Obelix“) sei mit seinen 64 Jahren in einem Alter, in dem er sich frage: „Bin ich noch Mann oder schon Maus?“, sagte Kaminer (45) der Nachrichtenagentur dpa am Samstag. Kremlchef Wladimir Putin hatte dem französischen Schauspieler am Donnerstag per Erlass die russische Staatsbürgerschaft verliehen, Depardieu dankte mit den Worten: „Ehre sei Russland“.

Für die russische Opposition und all jene, die gegen das System Putin kämpften, sei der Nationalitätenwechsel sicher eine Ohrfeige, sagte der in Moskau geborene und in Berlin lebende Kaminer. Depardieu und auch dessen Schauspiel-Kollegin Brigitte Bardot störe das „putinistische Falschdenken“ jedoch nicht. „Sie sehen nur ihren eigenen Kleinkram, nicht das Große.“ Bardot, die auch als leidenschaftliche Tierschützerin bekannt ist, droht mit einem Wechsel zur russischen Nationalität, sollten in Frankreich zwei kranke Elefanten eingeschläfert werden.

„Kurzsichtige Menschen versuchen meist, ihre Probleme im eigenen Land auf internationalem Parkett zu lösen“, so der Autor. Dass Depardieu in Russland alt wird, glaubt Kaminer nicht. „Morgen wird er sich ein anderes Land suchen.“

Etwas Gutes bringe die Entscheidung für Russland aber möglicherweise mit sich, sagte Kaminer ironisch. „Depardieu könnte den Russen beim Weinanbau helfen. Russischer Wein schmeckt abscheulich.“ Depardieu ist nach eigenen Angaben seit mehr als 25 Jahren Winzer.

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