Wurfgeschick des Menschen entstand vor zwei Millionen Jahren

Washington/London (dpa) - Baseball, Handball oder Basketball: Bei vielen Sportarten zeigt der Mensch sein erstaunliches Wurfgeschick. Unsere Fähigkeit, so schnell und präzise zu werfen, hat ihren Ursprung wahrscheinlich vor etwa zwei Millionen Jahren.

Wie ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift „Nature“ berichtet, geht unsere Fähigkeit, so schnell und präzise zu werfen, auf bestimmte Merkmale von Schulter, Torso und Arm zurück. Diese anatomischen Eigenschaften seien erstmals bei unserem Vorfahren Homo erectus vorgekommen. „Wir glauben, dass Werfen schon früh wichtig für die Jagd war und unseren Vorfahren ermöglichte, effektiv und sicher Großwild zu töten“, erklärt Hauptautor Neil Roach von der George Washington Universität in Washington.

Nicht nur Menschen, sondern auch andere Primatenarten wie Schimpansen werfen gelegentlich mit Gegenständen, heißt es in der Studie. Im Vergleich zu ihnen ist der Mensch jedoch ein regelrechtes Wurf-Ass. „Schimpansen sind unglaublich stark und athletisch, dennoch können erwachsene Männchen nur rund 32 Stundenkilometer schnell werfen“, sagt Roach. Menschen schaffen ein Vielfaches dieser Geschwindigkeit. Die Forscher wollten nun ermitteln, worauf diese Fähigkeit zurückgeht.

Die Wissenschaftler machten drei anatomische Besonderheiten aus, die uns von Schimpansen - also unseren nächsten noch bestehenden Verwandten - unterscheiden und eine wichtige Rolle beim Werfen spielen. Erstens, eine mobile Hüfte, die eine größere Drehung des Torsos ermöglicht. Zweitens, eine geringere Verdrehung des Oberarmknochens. Drittens, eine seitlichere Stellung des Schultergelenks. Diese Besonderheiten analysierten sie in Versuchen, in denen sie 20 Männer Baseballs werfen ließen und die Bewegungen mit speziellen Kameras aufnahmen.

Den Forschern zufolge verhält sich die menschliche Schulter während des Wurfs ähnlich wie eine Schleuder. „Wenn Menschen werfen, dann rotieren sie als erstes ihren Arm vom Ziel weg. Während dieser "Arm-Spannungs"-Phase dehnt der Mensch die Sehnen und Bänder, die die Schulter durchziehen und speichert elastische Energie“, erklärt Studienautor Roach. „Wenn diese Energie freigesetzt wird, beschleunigt sie den Arm vorwärts.“

Zwei der anatomischen Eigenschaften, die Menschen beim Werfen helfen, traten den Wissenschaftlern zufolge bereits beim noch älteren Vormenschen Australopithecus auf: die entkoppelte Hüfte und eine geringere Verdrehung des Oberarmknochens. Das vollkommen seitlich ausgerichtete Schultergelenk sei jedoch erstmals beim Homo erectus präsent, heißt es in „Nature“.

Als Bestandteil der Jagd könnte Werfen maßgeblich dazu beigetragen haben, dass unsere Vorfahren erfolgreich neue Regionen innerhalb und außerhalb Afrikas besiedeln konnten, vermuten die Forscher.

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