Weltraum-Touristin fiebert Trip ins All entgegen

Baden-Baden (dpa) - Die Unternehmerin Sonja Rohde aus Hagen in Nordrhein-Westfalen kommt ihrem Kindheitstraum immer näher: einem Trip ins Weltall. Für 200 000 Dollar (rund 143 000 Euro) will sie im kommenden Jahr mit „Virgin Galactic“ abheben und für knapp 15 Minuten die Schwerelosigkeit erleben.

Am Montagabend traf sie sich in Baden-Baden mit dem Gründer des speziellen Touristik-Angebots, Richard Branson. Er erhielt dort den Deutschen Medienpreis. Rohde ist eine von den etwa 380 Anwärtern, die auf die Reise gehen sollen. Sie wäre die erste deutsche Frau im Weltall. „Sie ist ein wahres Bündel an Enthusiasmus“, sagte Branson am Rande der Veranstaltung. „Deshalb ist es gut, sie an Bord zu haben.“

Frau Rohde, eine Reise ins All ist kein Zuckerschlecken. Sind Sie gut vorbereitet?

Rohde: „Wir trainieren ja seit Monaten. Ich habe bereits einiges ausgehalten: das Zentrifugentraining mit bis zu sechsfacher Erdbeschleunigung und das Schwerelosigkeitstraining mit 4000 Meter Sturzflug und 4000 Meter Steilflug - und das 30 Mal hintereinander. Deshalb bin ich inzwischen ziemlich gelassen. Dass das keine Busfahrt oder Achterbahnfahrt wird, war mir vorher klar. Aber es ist meine Leidenschaft und deshalb werde ich es so gut es geht genießen.“

Wenige Minuten Schwerelosigkeit für knapp 150 000 Euro - ist das nicht ein sehr teures Vergnügen?

Rohde: „Die ganze Reise dauert zweieinhalb Stunden, die Phase der Schwerelosigkeit zwischen 5 und 15 Minuten. Ich hätte natürlich nichts dagegen, fünf Tage oder länger im All zu bleiben, aber das ist eben im Moment noch nicht möglich. Ich denke, es kommt auf die Qualität der Zeit an und nicht auf die Quantität. Und das werden fünf Minuten in meinem Leben sein, die ich nicht mehr vergesse.“

Die Astronauten sind begeistert vom Blick auf den blauen Planeten. Bekommen sie den überhaupt zu sehen?

Rohde: „Aber natürlich. Wir kommen in ungefähr 120 Kilometer Höhe. Von dort ist die Erdkrümmung gut zu erkennen. Der Blick reicht 1000 Meilen in jede Richtung. Dabei können wir Sonne, Erde, Mond und Sterne gleichzeitig sehen. Ich glaube, dass das sehr ergreifend sein wird; eine Erfahrung, die tiefgreifend verändert. Ich werde sicher eine andere Sicht auf die Dinge bekommen und vielleicht auch die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Erde noch mehr zu schätzen wissen.“

Denken Sie, dass diese Reise Sie verändert? Was wird Ihnen wohl durch den Kopf gehen, wenn Sie wieder zurück sind?

Rohde: „Oh, bestimmt tausend Dinge. Vermutlich werde ich erst mal ein paar Monate brauchen, um das Erlebnis sacken zu lassen. Aber ich glaube schon, dass sich mein Leben dadurch verändern wird. Und ich befürchte, dass die Raumfahrt ein hohes Suchtpotenzial besitzt.“

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