US-Raumfähre „Discovery“ auf Abschiedsflug

Washington (dpa) - Abschiedstour ins All: Die US-Raumfähre „Discovery“ ist mit sechs Astronauten an Bord zu ihrer letzten Reise aufgebrochen.

Der Space Shuttle hob am Donnerstag bei bestem Wetter drei Minuten später als geplant um 22.53 Uhr deutscher Zeit vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ab. Pannen hatten den Start monatelang verzögert. Doch auch beim Countdown tauchten plötzlich Probleme auf. Auf dem Weg in den Orbit brachen dann auch noch Schaumstoffteile von der Tankisolierung ab und trafen das Hitzschild.

Die Mission soll elf Tage dauern. Ihr Ziel ist es, einen „menschenähnlichen“ Roboter sowie Anbaumodule zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen, wo die „Discovery“ am Samstagabend (MEZ) andocken soll. Für Montag und Mittwoch sind Außeneinsätze der Astronauten im Weltraum vorgesehen.

Rund 40 000 Zuschauer im Kennedy Space Center und viele mehr in den umliegenden Parks und an den Stränden bejubelten die spektakuläre Show. Speziell für Mitarbeiter der US-Raumfahrtbehörde Nasa war es ein emotionaler Moment. „Macht Euch bereit, die Erhabenheit der "Discovery" zu erleben, wenn sie ein letztes Mal abhebt“, sagte Kommandant Steve Lindsey kurz bevor er sein Schiff in den klaren, blauen Himmel über dem Atlantik steuerte.

Die gelungene Abreise markierte das Ende einer vier Monate langen Nervenprobe. Die Nasa musste den eigentlich für Oktober geplanten Abschiedsflug wegen technischer Probleme immer wieder verschieben. Am meisten hatten die Ingenieure mit Rissen am Außentank zu kämpfen. Selbst während des Countdowns waren nicht alle Sorgen ausgestanden: Plötzliche Computerstörungen führten zu den drei Minuten Verspätung.

Auf dem Weg ins All brachen zudem Schaumstoffteile von der Tankisolierung ab und prallten auf das Hitzeschild der Fähre. Das passierte allerdings nach Nasa-Angaben nicht in der tiefen, dichten Erdatmosphäre, wo die Einschläge eher ein Risiko dargestellt hätten. Dennoch wollte die Crew das Schiff am Freitag nach Schäden absuchen.

Es ist das erste Mal, dass ein Shuttle einen sogenannten humanoiden Roboter mit ins Weltall nimmt. Der „Robonaut 2“ (R2) soll in Experimenten auf der ISS zeigen, wie solche Maschinen in der Schwerelosigkeit zurechtkommen und ob sie einmal Astronauten bei schwierigen Arbeiten helfen könnten. Doch erst einmal sendet R2 Botschaften über den Nachrichtendienst Twitter an die Erde. „Ich bin im Weltall! HALLO UNIVERSUM!!!“, ließ er kurz nach dem Start wissen.

Wichtig ist die Shuttle-Mission Nummer 133 für die Nasa auch, weil sie das letzte Anbaumodul für den amerikanischen Teil der ISS ins All liefert. Das neue Zimmer soll den Astronauten unter anderem als Labor dienen. Zudem hat die „Discovery“ Ersatzteile für die ISS im Gepäck.

Nach Ankunft des US-Shuttles am Samstag bei der ISS werden deren „Parkplätze“ gut ausgelastet sein. Denn nur wenige Stunden vor dem Shuttle-Start hatte der europäische Raumtransporter „Johannes Kepler“ an die Raumstation angedockt. Auch eine russische Sojus-Kapsel und ein japanisches Transportvehikel haben dort bereits festgemacht.

Nach der für den 7. März geplanten Rückkehr von ihrem 39. und letzten Flug soll die „Discovery“ zum Museumsstück werden. Dann werden rund 250 Crewmitglieder in ihr unvorstellbare 230 Millionen Kilometer zurückgelegt haben. Fast genau ein Jahr wird sie im All verbracht und dabei mehr als 5600 Runden um die Erde gedreht haben. Hinter den Zahlen verbergen sich bedeutende Missionen: Sie brachte das Weltraumteleskop „Hubble“ auf den Weg. Und sie dockte als erster Shuttle an die russische Raumstation „Mir“ an.

Für den 19. April ist dann der letzte Start des Schwesterschiffes „Endeavour“ vorgesehen. Das endgültige Ende der Shuttle-Ära soll eine Mission der „Atlantis“ markieren, deren Abflug für den 28. Juni geplant ist.

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