Unternehmen sichert sich Patent auf „Designer-Babys“

München/New York (dpa) - Hübsche, sportliche und langlebige Kinder nach Maß: Eine Biotechnologie-Firma hat sich in den USA ein Patent auf die Auswahl sogenannter Designer-Babys gesichert.

Das bestätigte eine Sprecherin des kalifornischen Unternehmens 23andMe auf Anfrage der dpa. Sie betonte aber, dass dieses Patent in der Praxis nicht zur Anwendung kommen solle. Kritiker warnen dagegen vor Missbrauch.

„Wir haben nie beabsichtigt und wir beabsichtigen auch jetzt nicht, unser Angebot über den Familienrechner hinaus auszudehnen“, sagte die Sprecherin. Der Familienrechner erlaubt demnach Eltern, die ihre DNA-Proben abgeben, Prognosen über ihre Kinder wie Augen- und Haarfarbe oder Anfälligkeiten für Krankheiten zu bekommen. Dabei werden dem Unternehmen zufolge Erbinformationen ausgewertet.

„Geschäftsideen, die auf der Produktion von Designer-Babys beruhen, dürfen nicht durch Patente gefördert werden“, warnte dagegen das Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie, Testbiotech. Mit dem Patent könnten Samen- und Eizellen selektiert werden. Dazu würden die genetischen Daten von Spendern erhoben.

Interessierten Eltern könnte so eine Auswahl nach Kriterien wie Langlebigkeit oder athletischen Eigenschaften angeboten werden. „Die genetische Identität eines Menschen darf nicht von Mode, Markt und Meinung abhängen“, so Testbiotech-Geschäftsführer Christoph Then. Er sieht darin einen fundamentalen Verstoß gegen die Menschenwürde.

Die Auswahlmöglichkeiten sind vielfältig, wie das Patent zeigt. Eigenschaften lassen sich wie in einem Baukasten zusammensetzen. „Ich bevorzuge ein Kind mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für“, heißt es in einem Beispiel, und dann kann ausgewählt werden: Grüne Augen, blaue und braune stehen etwa zur Auswahl. Weitere Kriterien für das perfekte Kind sind etwa Laktose-Verträglichkeit und Sportlichkeit.

Auch das Europäische Patentamt (EPA) war mit dem Vorhaben befasst. Nach Angaben eines Sprechers hatte die US-Firma in München die international gültige Anmeldung des Patents beantragt. Das EPA sei beauftragt worden, eine Recherche zum Stand der Technik durchzuführen. Aufgrund des Ergebnisses habe das Unternehmen keine europäische Patentanmeldung mehr beantragt. „Eine Prüfung des Patents nach europäischem Patentrecht hat deshalb gar nicht erst stattgefunden“, sagte der EPA-Sprecher.

In Europa sieht auch Testbiotech keine Gefahr, dass solche Geschäftsideen für die Auswahl von „Designer-Babys“ patentiert werden. Derartige Patente könnten laut Then wegen Verstößen gegen die guten Sitten und die öffentliche Ordnung zurückgewiesen werden.

Die Firma 23andMe aus Mountain View wirbt auf ihrer Internetseite vor allem für DNA-Tests. „Was Ihre DNA über Sie aussagt“ oder „Entdecken Sie die Ursprünge Ihrer Ahnen“, heißt es dort. „Patente anzumelden ist ein ganz normaler Teil unseres Geschäfts und wir bleiben unserem Grundprinzip verpflichtet, den Menschen Zugang zu ihren eigenen DNA-Daten zu geben, innovativ in der Forschung und transparent gegenüber unseren Kunden zu sein.“

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