Staaten bei Atomtests erwischen: UN nutzen deutsche Software

Potsdam (dpa) - Mit einem Computerprogramm aus Deutschland, das ursprünglich zur Vorhersage von Tsunamis entwickelt worden ist, wachen die Vereinten Nationen nun international über Atomtests.

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„Mit Stolz erfüllt uns die Tatsache, dass die UN-Organisation für die Überwachung des vollständigen Atomwaffenteststopp-Abkommens in Wien die GFZ-Software für den Einsatz an den nationalen Datenzentren ausgewählt hat“, sagte der Wissenschaftliche Vorstand des Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam, Reinhard Hüttl.

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Nach der Tsunami-Katastrophe von 2004 hatten die Potsdamer Forscher fünf Jahre lang an der Software SeisComP3 gearbeitet. „Das war faktisch eine Neuentwicklung“, sagte GFZ-Sprecher Franz Ossing. Das Programm ist an Warnzentren im Indischen Ozean im Einsatz. Vorher hätten Systeme sehr lange dafür gebraucht, Daten zu liefern. Man müsse aber schnell reagieren. Das GFZ-Programm kann bei heftigen Erschütterungen in nur wenigen Minuten Zeit, Ort und Stärke eines Bebens bestimmen. Noch während eines Ereignisses würden Daten zum Ausmaß geliefert. „Die Auswertung am Ende weicht nicht wesentlich von diesen Daten ab. SeisComP3 hat sich laut GFZ zum globalen Standard entwickelt.

Zusätzlich zu dieser Verwendung in der Katastrophenabwehr erfasst die Software nun im Dienst der Atomteststopp-Behörde unter anderem unterirdische Tests. Die Software wurde laut GFZ 2015 für diese Zwecke erweitert, damit sie von diesem Jahr an zur Verfügung steht. Auch GFZ-Sensoren hatten dank der Spezial-Technik am 6. Januar elf Minuten nach der Explosion in Nordkorea präzise Messungen in einer Station in Sachsen-Anhalt verzeichnet. Es wurde ein Beben mit der Magnitude 5,3 am Testgelände von Punggye Ri registriert.

Mit einem dichten Netz von Messstationen überwacht die UN-Behörde CTBTO seit fast 20 Jahren das vereinbarte Teststopp-Abkommen. Der Vertrag ist allerdings formell noch nicht in Kraft getreten, weil ihn erst 44 Staaten mit Atomtechnologie ratifizieren müssen. Bisher sind es nur 41. Unter anderem fehlen noch die USA, Indien und China.

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