Moskau fordert Klärung von Phobos-Absturz

Moskau. Das Scheitern der ehrgeizigen Marsmond-Mission „Phobos-Grunt“ hat für die russische Raumfahrtbehörde ein Nachspiel: Die Regierung sucht Schuldige. Über den genauen Absturzort der Raumsonde herrscht noch keine Klarheit.

Ende des Monats soll die nächste Mission starten.

Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin hat nach dem unkontrollierten Absturz mit Nachdruck die Aufklärung der Panne verlangt. Er fordere die Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau auf, bis 31. Januar die Gründe für das Scheitern der Marsmond-Mission und die Namen der Schuldigen vorzulegen, schrieb Rogosin in einem Eintrag beim Kurznachrichtendienst Twitter am Montag.

Für den 26. Januar kündigte Roskosmos die nächste Mission vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan an. Beim ersten von geplanten 36 Starts in diesem Jahr soll ein unbemannter Frachter Nachschub zur Internationalen Raumstation ISS bringen. Wegen eines massiven Hackerangriffs schaltete die Raumfahrtbehörde am Montag die Staatsanwaltschaft ein. Unbekannte hätten die Internetseite genau im Moment des Absturzes von „Phobos-Grunt“ lahmgelegt, sagte Sprecher Alexej Kusnezow.

Trümmer der 120 Millionen Euro teuren Raumsonde waren nach Angaben des Verteidigungsministeriums am Sonntagabend westlich von Chile in den Ozean gestürzt. Die Giftstoffe im Tank der rund 13,5 Tonnen schweren Raumsonde seien beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglüht. Nach Schätzungen der Europäischen Raumfahrtagentur Esa gelangten Teile von 200 bis 300 Kilogramm Gewicht durch die Erdatmosphäre. Vom radioaktiven Kobalt in der Sonde gehe keine Gefahr aus, hieß es.

Über den exakten Absturzort gab es zunächst unterschiedliche Angaben. Roskosmos-Vizechef Anatoli Schilow sagte im Staatsfernsehen, dass die Raumfahrt-Experten einen Absturzort in Brasilien errechnet hätten. „Falls tatsächlich Trümmer auf die Erde gefallen sein sollten, wird sie schon jemand finden“, sagte er. Experten gehen davon aus, dass die Bruchstücke mit rund 21 000 Stundenkilometern zur Erde gerast sind.

Laut Schilow sollte die Marsmond-Sonde in etwa zehn Kilometern Höhe über dem südamerikanischen Land zerrissen werden. „Niemand hat die Zerstörung des Raumfahrt-Apparates beobachtet. Deshalb gibt es auch keine visuelle oder irgendeine andere Bestätigung.“ Später folgte Roskosmos der Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums. Demnach sollen gegen 19.45 Uhr MEZ einige Trümmer rund 1250 Kilometer westlich der im Süden Chiles gelegenen Insel Wellington in den Ozean gefallen sein.

„Phobos-Grunt“ war am 9. November 2011 (Ortszeit) von Baikonur gestartet und sollte bis 2014 den Marsmond Phobos erforschen und Proben zur Erde bringen. Wegen einer nicht vollständig geklärten Panne am Triebwerk kam die Raumsonde aber nicht über die Erdumlaufbahn hinaus. Angesichts der nun zerstörten Sonde äußerten sich Experten skeptisch, ob die Havarie je geklärt werden könne. Mit der ersten interplanetaren Mission seit 15 Jahren wollte die Raumfahrtnation Russland nach mehreren Rückschlägen wieder international Eindruck machen. dpa

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