Kann der Mensch Fett schmecken? Womöglich

Potsdam (dpa) - Deutsche Wissenschaftler haben erstmals in den Geschmacksknospen der menschlichen Zunge einen Fettrezeptor nachgewiesen. Bislang sind fünf Grundgeschmacksqualitäten bekannt: süß, sauer, bitter, salzig und umami (herzhaft-fleischig).

Die Geschmackswahrnehmung spiele eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung, welche Nahrung dem Körper Energie liefert und welche eher gemieden werden sollte, schreiben die Forscher. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift „Chemical Senses“ veröffentlicht.

Rezeptoren sitzen wie Antennen auf den Geschmackszellen. Dockt eine Substanz an einen oder mehrere der Rezeptoren an, wird ein Signal ans Gehirn geschickt, zum Beispiel „das schmeckt bitter“. Bisher ist unklar, ob auch Signale gesendet werden, die den Geschmack „fettig“ identifizieren.

Das Team um Maria Mercedes Galindo und Maik Behrens vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) wies nun den Rezeptor GPR120 in menschlichen Geschmacksknospen nach. Dieser war bereits bei vorherigen Studien an Nagern als womöglicher „Fett-Wahrnehmer“ ausgemacht worden. Zudem konnten die Forscher mit Hilfe einer Art künstlichen Zunge zeigen, dass langkettige Fettsäuren, die beim Essen einen typischen Fettgeschmack hervorrufen, GPR120 aktivieren.

„Dies als Beweis für die Existenz einer sechsten Grundgeschmacksqualität fettig zu sehen, wäre aber sicher vorschnell“, sagte Wolfgang Meyerhof, Leiter der Abteilung Molekulare Genetik am DIfE. „Hierfür müsste man nachweisen, dass das durch den Fettrezeptor ausgelöste Signal über spezialisierte Geschmackszellen und nachgeschaltete Nervenbahnen als Geschmackssignal ans Gehirn weitergeleitet wird“, erklärte Behrens. Dennoch sei erstmals gezeigt worden, dass auch der Mensch in seinen Geschmacksknospen über einen Fettrezeptor verfügt.

Die Autoren wollen ihre Ergebnisse als Basis für weitere Arbeiten nutzen, um zu klären, ob es eine sechste Grundgeschmacksqualität gibt oder nicht. An der Untersuchung waren neben den Potsdamer Forschern auch Wissenschaftler der Charité Berlin und der Technischen Universität München beteiligt.

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