Idee zu „sanfterem“ Defibrillator aus Göttingen

London/Göttingen (dpa) - Mehrere leichte Stromstöße sollen schonender gegen Herzflimmern helfen als ein schwerer Stromschlag.

Bei dieser neuen Technik erhalte der Patient über einen Katheter eine Abfolge von fünf vergleichsweise schwachen elektrischen Pulsen, berichten Göttinger Forscher im Journal „Nature“ vom Donnerstag. Die Methode sei nun erstmals bei Tieren gegen Vorhofflimmern erfolgreich getestet worden. Dennoch ist sie nach Expertenmeinung für den Einsatz beim Menschen noch lange nicht tauglich.

Im Vergleich zur Standardtherapie sei die eingesetzte Energie um 84 Prozent geringer, schreiben das Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation sowie die Universitätsmedizin Göttingen in einer gemeinsamem Mitteilung. Mit einer Folge gleichmäßiger Stromstöße werden die chaotischen Erregungswellen im Herzen nach und nach verdrängt und das gesamte Organ wieder in den richtigen Takt versetzt, erklärte Professor Eberhard Bodenschatz, Direktor am Max-Planck-Institut. Die Ergebnisse lassen sich der Mitteilung zufolge auch auf das lebensbedrohliche Kammerflimmern übertragen.

Dies sei eine sehr gute theoretische Arbeit, sagte Professor Hans-Joachim Trappe vom Unklinikum Bochum, der seit Jahrzehnten an Defibrillatoren forscht, auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. „Für die klinische Praxis hat das beim Kammerflimmern aber keine Bedeutung.“ Bei der lebensbedrohlichen Herzstörung dauere es zu lange, einen Katheter zu legen. Zudem führe auch das bisherige Verfahren nicht zu schweren Herzschäden.

Das Vorhofflimmern verschwinde zu 70 bis 74 Prozent innerhalb von 24 Stunden von alleine. Wenn nicht, helfe ein herkömmlicher Elektroschock. Auch hier berge das Legen eines Katheters zusätzliche Risiken. „Deswegen ist die neue Technik für mich als Praktiker keine Alternative“, sagte Trappe. „Es ist ein interessantes experimentelles Verfahren, aber in der Klinik noch lange nicht einsetzbar.“

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