„Hubble“ enthüllt neuen Planetentyp: eine Wasserwelt

Washington/Cambridge (dpa) - Das „Hubble“-Weltraumteleskop hat einen neuen Planetentyp enthüllt: eine Wasserwelt. Der Planet GJ 1214b kreist um eine rote Zwergsonne im Sternbild Schlangenträger, etwa 40 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Er besitzt eine dichte Dampfatmosphäre, berichtete das Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik (CfA) am Dienstag (Ortszeit) in Cambridge (USA). „GJ 1214b gleicht keinem Planeten, den wir kennen“, erläuterte CfA-Forscher Zachory Berta in der Mitteilung. „Ein großer Teil seiner Masse besteht aus Wasser.“

Leben ist auf dem bereits 2009 entdeckten Exoplaneten nicht zu erwarten, denn dort dürften unwirtliche Verhältnisse herrschen: Er umkreist seine Zwergsonne einmal alle 38 Tage in nur zwei Millionen Kilometern Entfernung. Zum Vergleich: Die Erde ist 150 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Entsprechend ist es auf GJ 1214b im Schnitt geschätzte 230 Grad Celsius heiß. „Die hohen Temperaturen und der hohe Druck könnten exotische Materialien wie 'heißes Eis' oder 'supraflüssiges Wasser' formen“, berichtete Berta. „Substanzen, die unserer Alltagserfahrung vollkommen fremd sind.“

Bereits 2010 hatten Astronomen Hinweise auf Wasser in der Atmosphäre von GJ 1214b entdeckt. Dabei hätte es sich jedoch auch um einen globalen Dunstschleier handeln können, erläuterten die Forscher. Erst die „Hubble“-Beobachtungen hätten gezeigt, dass der Planet sich in dicken Wasserdampf hülle. „Mit 'Hubble' haben wir die infrarote Farbe des Sonnenuntergangs auf dieser Welt gemessen“, berichtete Berta. Dunst ist für Infrarotstrahlung durchsichtiger als Dampf. „Die 'Hubble'-Messungen haben das Pendel wirklich zu einer Dampfatmosphäre ausschlagen lassen.“

Der ferne Planet hat mit zwei Gramm pro Kubikzentimeter gerade einmal die doppelte Dichte von Wasser. Zum Vergleich: Die Erde kommt auf 5,5 Gramm pro Kubikzentimeter. Das lege nahe, dass es auf GJ 1214b viel mehr Wasser gebe als auf der Erde und viel weniger Gestein, argumentieren die Wissenschaftler, deren Beobachtungen im Fachblatt „The Astrophysical Journal“ erscheinen sollen. Der Exoplanet hat einen 2,7 Mal größeren Durchmesser als die Erde und fast sieben Mal soviel Masse. Theoretiker gehen davon aus, dass er einst in größerer Entfernung von seinem Stern entstanden ist, wo es viel Wassereis gab, und später weiter nach innen gewandert ist.

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