Früher Handel mit Hausschweinen - eine Modeerscheinung?

Kiel (dpa) - Bereits unsere Urahnen haben in grauer Vorzeit Handel mit Hausschweinen getrieben. Anhand von Schweineknochen hat die Forschergruppe um die Kieler Wissenschaftler Ben Krause-Kyora und Almut Nebel jetzt bewiesen, dass die Menschen nördlich der Elbe bereits um 4600 vor Christus Hausschweine besaßen.

Dies zeige, dass sich Jäger und Bauern nicht nur kannten, sondern auch miteinander Handel trieben. Die Forscher vermuten, dass die Hausschweine auch wegen ihrer schwarzen Flecken begehrt waren.

„Die Ertebölle-Kultur in Nordeuropa bestand damals nur aus Jägern und Sammlern. Damit steht sie im Kontrast zur bäuerlichen Bevölkerung südlich der Elbe“, sagte Krause-Kyora. Der Fluss bildete zu der Zeit eine Grenze zwischen den Robbenjägern im Norden und den Ackerbauern und Viehzüchtern im Süden. Ihre Ergebnisse stellten die Experten jetzt im Journal „Nature Communications“ (online) vor.

Das Kieler Forscherteam untersuchte die alte DNA aus Knochen und Zähnen von insgesamt 63 Schweinen. Die Untersuchungen ergaben demnach, dass drei der Tiere aus ehemaligen Siedlungen nördlich der Elbe eine andere genetische Signatur haben als ihre wilden nordeuropäischen Artgenossen. Das Erbmaterial weist große Ähnlichkeiten mit dem von Hausschweinen aus dem Nahen Osten auf. Diese Schweine kamen zusammen mit den Viehzüchtern und Ackerbauern aus den Gebieten des heutigen Syrien, der Türkei und des Iraks.

Die untersuchten Tiere aus der Region südlich der Elbe haben laut Studie dieselbe genetische Herkunft. „Damit können wir indirekt nachweisen, dass es zwischen den beiden Kulturen südlich und nördlich der Elbe einen engen Kontakt gab“, sagte Krause-Kyora.

Die Forscher vermuten, dass sich die Menschen nördlich der Elbe auch wegen der auffälligen Fellfarbe — schwarze Flecken auf hellem Grund — für die Hausschweine interessiert haben könnten. „Diese Tiere mit der neuen Fellfarbe fielen auf, die Menschen kannten seit Jahrtausenden nur graue Wildschweine. Es ist denkbar, dass diese "neue Mode" so begehrt war, wie heute das neueste Smartphone“, erklärte Nebel vom Institut für Klinische Molekularbiologie.

An dem Forschungsprojekt waren unter anderem Archäologen, Kulturwissenschaftler und Biochemiker beteiligt. Der Erfolg des Projekts beweise, wie wichtig fächerübergreifende Zusammenarbeit bei derartigen Forschungsprojekten sei, betonte Krause-Kyora.

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