Flugsaurier prahlte mit Kopfkamm

Washington (dpa) - Flugsaurier kümmerten sich längst nicht so gut um ihre Kinder wie die heutigen Vögel. Sie verhielten sich eher wie Krokodile und andere Reptilien, die ihre Eier im Boden vergraben.

Das bestätigt der Fund eines etwa 160 Millionen Jahre alten weiblichen Flugsaurierskeletts mit Ei in China. Ein britisch-chinesisches Forscherteam taufte das Tier „Mrs T“ und berichtet über die Ergebnisse im Fachjournal „Science“ vom Freitag.

Die Entdeckung helfe auch, Männchen und Weibchen dieser Tiere zu unterscheiden, schreiben die Forscher. Männchen hatten demnach einen großen Kamm auf dem Kopf, mit dem sie prahlten.

Da das Ei direkt beim Saurierskelett lag, schlossen die Forscher auf ein Weibchen. Es hat eine Flügelspannweite von 78 Zentimeter, ein relativ breites Becken und keinen Kamm auf dem Kopf. Nach dem Vergleich mit anderen Skeletten folgerten die Forscher, dass der Kamm, der zahlreichen Flugsauriern im Jugendalter wuchs, nur bei Männchen vorkam, und folglich eine wichtige Rolle bei der Partnerwahl spielte. Damit sei ein jahrhundertealtes Rätsel gelöst.

„Viele Flugsaurier hatten Kämme auf dem Kopf. In den spektakulärsten Fällen waren sie fünfmal so hoch wie der Schädel“, sagte Mitautor David Unwin von der Universität Leicester. Es habe zwar die Vermutung gegeben, dass diese zum männlichen Prahlen genutzt wurden. Aber ohne einen direkten Hinweis auf das Geschlecht der Tiere sei dies eine Spekulation geblieben. „Wahrscheinlich nutzten sie den Kamm, um Rivalen einzuschüchtern oder Partnerinnen anzuziehen.“

Die Erkenntnisse aus dem Tier der Gattung Darwinopterus ließen sich auf andere Flugsaurier übertragen, die vor 210 bis 65 Millionen Jahren den Himmel beherrschten, berichtet Unwin. Nun müssten auch Skelette, die zuvor wegen des Kamms zu verschiedenen Arten gezählt wurden, zu einer zusammengeführt werden.

Das Ei sei mit rund sechs Gramm im Vergleich zum Körper des Weibchens relativ klein gewesen, ähnlich wie es heute bei Reptilien üblich sei, schreibt das Team unter Leitung von Junchang Lü von der Chinesischen Akademie für Geologische Wissenschaften in Peking. Zudem habe es keine feste Schale, sondern eine pergamentartigen Hülle gehabt.

Ein heutiger Vogel dieser Größe lege zwei- bis dreimal so große Eier, da seine Eier alle Substanzen für die Entwicklung des Kükens enthalten müssten. So habe ein Saurierweibchen weniger Energie in die Eier investiert als die heutigen Vögel. Die weiche, pergamentartige Eischale der Flugsaurier lasse vermuten, dass die Saurierweibchen ihre Eier wie viele heutige Reptilien vergruben und ihnen danach kaum mehr Aufmerksamkeit schenkten, da die Schale Wasser aus der Umgebung durchgelassen habe. So wäre das Ei vom „Mrs T“ bis kurz vor dem Schlüpfen des Jungen wahrscheinlich fast doppelt so schwer geworden.

Die Forscher nehmen an, dass „Mrs T“ kurz vor der Eiablage gewesen war, als ein unbekanntes Ereignis ihren linken Vorderarm brach. Das Ei sei wahrscheinlich im Laufe der Zersetzung neben den Körper gerutscht.

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