Erfolg bei Berliner HIV-Therapie

Eine Stammzell-Transplantation hat bei einem HIV- Infizierten die Zahl der Aidsviren im Blut unter die Nachweisgrenze gedrückt. Das bundesweite Kompetenznetz HIV/AIDS bremste allerdings zu große Hoffnungen.

Berlin. Eine Stammzell-Transplantation hat bei einem HIV- Infizierten die Zahl der Aidsviren im Blut unter die Nachweisgrenze gedrückt. Das bundesweite Kompetenznetz HIV/AIDS bremste allerdings zu große Hoffnungen. Der Patient hatte im Berliner Universitätsklinikum Charité Knochenmark transplantiert bekommen, weil er zugleich an Blutkrebs (Leukämie) erkrankt war, wie die "Bild"-Zeitung vom Mittwoch berichtete.

"Das ist sicherlich keine Heilung", sagte der Sprecher des Kompetenznetzes, Norbert Brockmeyer. Es sei aber ein hochinteressanter Befund, der Forschern neuen Antrieb geben könne. Auf eine breite Patientenschicht sei der bisherige Berliner Erfolg aber nicht zu übertragen, ergänzte der Professor an der Ruhr- Universität Bochum.

Laut der Zeitung hat der Berliner Charité-Arzt Gero Hütter einem 42-jährigen HIV-Patienten blutbildende Knochenmarkszellen transplantiert. Seit fast zwei Jahren sei das Virus im Körper des Patienten nun nicht mehr nachweisbar, heißt es in dem Bericht. Hütter wollte am Nachmittag auf einer Charité-Pressekonferenz selbst über seine Entdeckung sprechen.

Es sei allerdings nicht das erste Mal, dass ein HIV-Patient mit Blutkrebs eine Knochenmarktransplantation erhalten habe, schränkte Brockmeyer ein. Es gebe bereits Studien aus den USA. Dort seien diese Versuche jedoch weniger erfolgreich gewesen. "Sofern ich das aus der Ferne beurteilen kann, hat der Berliner Patient großes Glück gehabt", erläuterte Brockmeyer. Denn zu ihm habe ein Knochenmarkspender gepasst, der gegen HIV teilweise resistent gewesen sei.

Das heiße aber wahrscheinlich nicht, dass das Virus nun aus dem Körper des Patienten verschwunden sei, sagte Brockmeyer. Auch wenn es im Blut nicht nachweisbar sei, könne es sich zum Beispiel im Lymphgewebe oder in der Milz verstecken, erläuterte Brockmeyer. "Das Virus kann auch noch mutieren." Die Nachweisgrenze liegt bei weniger als 50 Kopien des HIV-Erbguts pro Milliliter Blut.

Den vielen HIV- und Aidspatienten helfe der Berliner Fall aber leider noch nicht weiter, urteilte der Spezialist. Denn nur bis zu drei Prozent aller Knochenmarkspender hätten auch die nötige HIV- Resistenz. Außerdem sei eine Knochenmark-Transplantation immer mit großen Nebenwirkungen und Risiken verbunden. Der Wissenschaft werde die Berliner Entdeckung aber sicher neuen Antrieb geben, besonders der Gen-Therapie, sagte Brockmeyer.

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