Raubsaurierskelett Dino mit Zahnweh: Forscher untersuchen „Tristan“

Berlin (dpa) - Berlins beliebter Dinosaurier „Tristan Otto“ hatte zu Lebzeiten vermutlich heftiges Zahnweh. „Wir gehen davon aus, dass er einen Tumor im Kiefer hatte“, sagte Oliver Hampe, Paläontologe am Berliner Naturkundemuseum.

Raubsaurierskelett: Dino mit Zahnweh: Forscher untersuchen „Tristan“
Foto: dpa

„Erst haben wir eine Infektion vermutet, aber ein Tumor ist aufgrund der computertomographischen Befunde wahrscheinlicher.“ Belege für die Theorie sind Schwellungen an den untersuchten, mehr als 65 Millionen Jahre alten Unterkieferknochen des Tyrannosaurus rex.

Das gut erhaltene Skelett des zwölf Meter langen und vier Meter großen Raubsauriers aus der Oberkreidezeit ist seit einem Jahr ein Magnet im Berliner Naturkundemuseum. 815 000 Besucher haben das schwarze Fossil seit dem 17. Dezember 2015 bewundert und dem Museum damit allein in diesem Jahr 40 Prozent mehr Gäste beschert. Gleichzeitig forschen Wissenschaftler am einzigen Originalskelett eines T. rex in Europa. Private Sammler haben es dem Museum für drei Jahre zur Verfügung gestellt.

Hampes Spezialgebiet ist „Tristans“ Krankengeschichte - der Wissenschaftler ist Paläopathologe. Fest steht bereits, dass der Dino kein Jungtier mehr war, als er starb und im heutigen US-Bundesstaat Montana hervorragend konserviert wurde. Rippenbrüche erzählen von einem harten oder kampferprobten Leben. Von „Tristan“ sind 170 Knochen erhalten, darunter allein 50 Schädelknochen - ein bemerkenswert vollständiger Fund. Dennoch können Paläopathologen oft mehr vermuten als beweisen, worunter ein Urzeit-Tier litt. „Es gibt ja keine Körperflüssigkeiten mehr für die Analyse“, bedauert Hampe.

Die Forscher wissen bisher nicht, ob „Tristan Otto“ ein Männchen oder ein Weibchen war. Seinen Namen gaben ihm seine privaten Eigentümer - sie benannten ihn nach ihren Söhnen.

Selbst die 15 Zentimeter langen dolchartigen Zähne helfen Hampe nicht bei der Altersberechnung. Denn Dinos sind Reptilien - und die bekommen auch heute mehrmals im Leben neue Beißer.

Fest steht nur, dass es sicher kein Vergnügen war, sich mit einem erwachsenen Tyrannosaurus rex anzulegen. Die Raubsaurier standen zu ihren Lebzeiten an der Spitze der Nahrungspyramide. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie sich sogar gegenseitig verspeisten. Ihre Beißkraft betrug rund 50 000 Newton - das heißt, jeder Zahn wurde mit einem Druck von fünf Tonnen in die Beute getrieben. Das ist eine unvorstellbare Gewalt - ein Tiger schafft nur 1500 Newton. „Tristans“ Zahnweh dürfte durch den Tumor beim Töten und Fressen dementsprechend heftig ausgefallen sein.

Im kommenden Jahr soll der Saurierschädel mehr als eine Woche lang allein den Forschern gehören. Sie wollen zum Beispiel anhand von Hohlräumen in den Knochen herausfinden, wie groß ein Nerv gewesen sein könnte. Das wäre ein Anhaltspunkt dafür, wie stark ein bestimmter Sinn wie das Riechen ausgeprägt war.

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