Sklavenhalter und Schmarotzer : Die Gene bestimmen Ameisenschicksale
Frankfurt/Mainz (dpa) - Auch wenn sie nur wenige Millimeter groß ist und ihre Kolonie in einer Eichel Platz findet - mit einer Ameise der Art Temnothorax ist nicht zu spaßen.
Jedenfalls nicht, wenn man selbst eine eng verwandte Ameisenart ist, die fleißig in der eigenen Kolonie Königin und Brut versorgt. Die aggressiven Verwandten könnten nämlich die harmlose Kolonie überfallen, die Brut stehlen und in der eigenen Kolonie versklaven. Wissenschaftler des Senckenberg-Instituts Biodiversität und Klima in Frankfurt und der Universität Mainz haben nun herausgefunden, wie die Gene das Angriffsverhalten bei unterschiedlichen Arten steuern.
„Dass es sklavenhaltende Ameisen gibt, ist sogar schon Darwin aufgefallen“, sagt Senckenberg-Wissenschaftlerin Barbara Feldmeyer. Sie hat sich mit ihrem Team das Erbgut von insgesamt drei Arten von Sklavenhalter-Ameisen genauer angeschaut und einzelne Gene mit dem Verhalten der Ameisen in Verbindung gebracht. Die Angriffsstrategien der drei Ameisenarten ähnelten sich grundsätzlich, berichten die Forscher im Fachjournal „Scientific Reports“. Im Detail verhielten sich die einzelnen Arten jedoch unterschiedlich. Die Forscher identifizierten zwei spezifische „Angriffsgene“, über die ihre versklavten Verwandten nicht verfügen. Sie zeigten, dass eine unterschiedliche Steuerung der Gene für die Unterschiede im Angriffsverhalten verantwortlich ist.
Die Kampfmaschinen im Millimeterformat können äußerst brutal vorgehen und alle Arbeiterinnen in der Wirtskolonie töten, so Evolutionsbiologin Feldmeyer. Das ist vor allem dann der Fall, wenn in der angegriffenen Kolonie eine Königin vorhanden ist. Dann kann es zu heftigen Kämpfen zwischen den Ameisen kommen. „Dann verteidigen die Arbeiterinnen das Nest auch wirklich extrem stark und rigoros und aggressiv“, sagt Feldmeyer. „Wenn keine Königin im Wirtsnest ist, scheinen die Arbeiterinnen zwar das Nest zu verteidigen, aber eben nicht so rigoros und bis aufs Letzte und sind vielleicht nicht ganz so motiviert, das Nest zu verteidigen.“