Auch Menschenaffen haben eine Midlife-Krise

Washington (dpa) - Auch Schimpansen und Orang-Utans haben einer Studie zufolge eine Midlife-Krise. Im mittleren Lebensalter geht es ihnen - zumindest menschlichen Beobachtern zufolge - schlechter als in der Jugend oder im Alter.

Das berichten Forscher in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften. Die Midlife-Krise des Menschen hat nach Ansicht der Forscher daher womöglich eine evolutionäre Ursache - und ist weniger auf eine schwierige soziale oder wirtschaftliche Situation in dieser Lebensphase zurückzuführen.

Dass es beim Menschen so etwas wie eine Krise in der Mitte des Lebens gibt, davon sind viele Wissenschaftler inzwischen überzeugt. Sie haben einen entsprechenden Zusammenhang zwischen dem Alter und dem Wohlbefinden in mittlerweile mehr als 50 Nationen gefunden, auch in ärmeren Entwicklungsländern. Die Gründe dafür seien allerdings weitgehend unklar, schreiben die Wissenschaftler um Alexander Weiss von der University of Edinburgh in ihrem Artikel.

Einige Experten vermuten, dass vielen Menschen in der Lebensmitte erstmals schmerzhaft bewusst wird, dass bestimmte Ziele nicht erreicht werden oder Hoffnungen sich nicht erfüllen. Erst, wenn dies nach und nach akzeptiert werde, steige die Stimmung wieder. Andere glauben, dass die finanzielle Belastung in dieser Zeit besonders groß ist. Ob es evolutionäre Gründe für die Midlife-Krise gibt, wurde nach Angaben der Forscher noch nicht untersucht.

Um das zu ändern, nahmen das Team um Weiss drei Gruppen von insgesamt 508 Schimpansen und Orang-Utans genauer ins Visier. Die Tiere lebten hauptsächlich in Zoos, einige in einer Forschungseinrichtung oder in einem Tierheim. Menschen, die mit den Affen gut vertraut waren, füllten einen Fragebogen zum Befinden der Tiere aus. Sie mussten darin angeben, ob die Tiere ihrer Ansicht nach eher guter oder schlechter Stimmung waren, wie viel Freude sie in sozialen Situationen zeigten oder wie erfolgreich sie beim Erreichen ihrer Ziele waren. Bei einer Frage sollten die Pfleger angeben, wie glücklich sie wären, wenn sie für eine Woche in die Rolle des jeweiligen Tieres schlüpfen würden.

In allen drei Gruppen fanden die Forscher den vom Menschen bekannten Zusammenhang zwischen dem Alter und dem vermeintlichen Befinden der Affen. Den Tiefpunkt ihrer Stimmung erreichten die Tiere demnach etwa zwischen dem 28. und dem 35. Lebensjahr. Bezogen auf die Lebensspanne entspreche dies dem menschlichen Stimmungstief, das im Schnitt im Alter zwischen 45 und 50 Jahren auftrete. Ihre Untersuchung schließe nicht aus, dass es artspezifische Erklärungen für die Midlife-Krise gebe, schreibt das Team um Weiss. Allerdings sollte eine überzeugende Erklärung für das menschliche Stimmungstief berücksichtigen, dass es einen ähnlichen Trend auch bei unseren evolutionären Cousins, den Menschenaffen, gebe.

Nach Meinung der Forscher könnte es sein, dass sich mit dem Alter bestimmte Gehirnbereiche, die mit dem Wohlbefinden zusammenhängen, bei allen Arten ähnlich verändern. Denkbar sei auch, dass ältere Erwachsene bestimmte Strategien entwickeln. Sie könnten zum Beispiel bevorzugt den Umgang mit solchen Menschen suchen, die ihre Laune verbessern oder sich Zielen zuwenden, die auch im Alter noch erreichbar sind.

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