Astronomen entdecken Planeten aus fremder Galaxie

Heidelberg/Washington (dpa) - Astronomen haben erstmals einen Planeten entdeckt, der aus einer anderen Galaxie stammt.

Der Himmelskörper mit der Bezeichnung HIP 13044b und sein Heimatstern gehören zu den Überresten einer Zwerggalaxie, die vor sechs bis neun Milliarden Jahren von der Milchstraße - unserer Heimatgalaxie - geschluckt wurde. Die Forscher um Johny Setiawan vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Astronomie stellen ihre Entdeckung im US- Fachjournal „Science“ vor.

Planet und Stern stehen rund 2000 Lichtjahre von der Erde entfernt im südlichen Sternbild Chemischer Ofen (Fornax), erläuterte die Europäische Südsternwarte (ESO), mit deren Instrumenten die Entdeckung gelungen war. Der Planet habe mindestens 1,25 Mal soviel Masse wie der Jupiter, der größte Planet unseres Systems.

Rund 500 Planeten sind bislang außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt worden. Alle diese sogenannten Exoplaneten stammen aus unserer Milchstraße. In fernen Galaxien lassen sich Planeten wegen der gigantischen Entfernungen nicht zuverlässig nachweisen. „Doch dank der Verschmelzung dieser Zwerggalaxie mit unserer eigenen haben wir jetzt einen extragalaktischen Planeten in Reichweite unserer Teleskope“, erläuterte Ko-Autor Rainer Klement. Stern und Planet gehören zum sogenannten Helmi-Sternstrom, einem Überrest der Zwerggalaxie, die sich die Milchstraße einverleibt hat. „Das ist für uns eine sehr aufregende Entdeckung“, sagte Klement.

Für die Wissenschaftler ist der Fund auch deshalb interessant, weil Stern und Planet derzeit eine Entwicklung durchmachen, die in ferner Zukunft auch unserem Sonnensystem bevorsteht: Der Stern, der der Sonne nach Ansicht der Forscher einst recht ähnlich war, nähert sich dem Ende seiner Existenz. Er hat bereits die „Rote-Riesen-Phase“ durchlaufen, während der ein Stern sich auf ein Vielfaches seiner ursprünglichen Größe aufbläht. „Auch unsere Sonne wird in rund fünf Milliarden Jahren zu einem Roten Riesenstern werden“, erklärten die Wissenschaftler.

Der um den Stern kreisende Planet hat diese Entwicklung bislang überstanden. Er hat aber eine sehr enge Umlaufbahn. Der durchschnittliche Abstand zwischen beiden beträgt nur zwölf Prozent des Abstands Erde-Sonne, die Umlaufzeit dauert nur 16,2 Tage. Die Forscher haben Anzeichen dafür entdeckt, dass der Stern innere Planeten besessen und verschlungen hat.

Die Beobachtung könne ein Hinweis darauf sein, dass auch die äußeren Planeten unseres eigenen Systems die Rote-Riesen-Phase der Sonne überleben könnten, schreiben die Forscher. An einem einzigen Beispiel sei das aber schwer zu beurteilen. Genauere Schlüsse - auch zur Zukunft unseres eigenen Sonnensystems - ließen sich erst aus einer deutlich größeren Zahl von Planeten in ähnlichen Situationen ziehen.

Unabhängig davon gehen die Forscher davon aus, dass die Tage des neu entdeckten Planeten gezählt sind. „In der nächsten Phase steht eine weitere Expansion des Sterns an, und dann dürfte auch dieser Planet verschluckt werden“, heißt es in der Mitteilung der Forscher.

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