Mindestens zehn Tote Wieder blutige Kämpfe in brasilianischem Gefängnis

Natal (dpa) - Bei Kämpfen zwischen Mitgliedern verfeindeter Banden sind in einem Gefängnis in Brasilien mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen.

Mindestens zehn Tote: Wieder blutige Kämpfe in brasilianischem Gefängnis
Foto: dpa

Nach Medienberichten wurden bei den Auseinandersetzungen zwischen der Gang Comando de la Capital und dem Sindicato del Crimen in einer Haftanstalt in der Stadt Natal im Nordosten des Landes mindestens drei Menschen enthauptet. „Wir konnten ihre Köpfe sehen“, sagte Zemilton Silva von der Gefängnisverwaltung am Samstag.

Die Kämpfe brachen aus, als Mitglieder einer Bande in den Bereich einer anderen eindrangen. Die Militärpolizei sicherte das Außengelände des Gefängnisses. „Im Moment ist es unmöglich, einzuschreiten. Alle sind drinnen, bewegen sich frei und sind bewaffnet. Unsere Aufgabe ist es jetzt, zu verhindern, dass sie fliehen“, sagte ein Polizeioffizier der Zeitung „O Globo“.

Die Militärpolizei wollte die Haftanstalt stürmen. Die Beamten befürchteten, im Inneren des Gefängnisses noch mehr Todesopfer zu entdecken. Die Haftanstalt Alcaçuz verfügt über 620 Plätze, beherbergt derzeit aber 1083 Gefangene.

Seit Anfang des Jahres kamen bei Kämpfen in brasilianischen Gefängnissen mehr als 100 Menschen ums Leben. Kriminelle Banden kämpfen um die Kontrolle des Drogenhandels. Zudem sind die Haftanstalten extrem überfüllt. Nach Angaben des Justizministeriums sitzen 622.000 Häftlinge in Gefängnissen mit einer Gesamtkapazität von nur 372.000 Plätzen ein.

Im den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Häftlinge in Brasilien nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch um 85 Prozent. Vor allem die restriktive Drogenpolitik mit Freiheitsstrafen selbst für Konsumenten hat demnach die Zahl der Gefangenen in die Höhe schnellen lassen.

Zahlreiche Gefängnisse werden de facto von kriminellen Organisationen verwaltet. „In den Einrichtungen gibt es keine Kontrolle“, sagte der Regionaldirektor von Human Rights Watch, Daniel Wilkinson, der Deutschen Presse-Agentur. „Das hat in der Vergangenheit zu Gewalt geführt und wird weiter zu Gewalt führen.“

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