Wenn die Narren ernst machen

Wer nur „politisch Korrektes“ mag, war beim Umzug in Düsseldorf falsch. Es wurde wieder kräftig ausgeteilt.

Düsseldorf/Köln. Wer sich vom Landesvater Jürgen Rüttgers (CDU) und seiner SPD-Gegenspielerin Hannelore Kraft Süßes zuwerfen lassen wollte, der musste sich zum Rosenmontagszug nach Köln begeben. In Düsseldorf war es in mehrfacher Hinsicht umgekehrt: Hier waren es die Jecken, die austeilten. Und sie gaben prominenten Politikern aus Pappmaché - wie immer - jede Menge Saures.

Topaktuell war der Wagen zum "Super-Dienstag" in den USA: Er zeigte Barack Obama als Hund, der seiner Konkurrentin Hillary Clinton herzhaft in den Hintern beißt.

Eine gute Tradition in der Landeshauptstadt ist es auch, den Kölner Kardinal Joachim Meisner aufs Korn zu nehmen. Ihn ließen die Wagenbauer diesmal von einem Fettnapf zum nächsten springen, während sich der Dom die Augen zuhält - eine fast schon harmlose Darstellung.

Dabei hatten die Kölner in Sachen Quantität die Nase mal wieder vorn: 1,2Millionen Besucher kamen in die Domstadt; in Düsseldorf waren es "nur" rund 700000. Mit sieben Kilometern war der Zug in Köln um einen Kilometer länger als beim Lieblings-Konkurrenten.

Karneval ist mehr als Spaß an der Freud: Am Rosenmontag sagen die Narren ihre Meinung - und die wollen wir frech und ungeschminkt. Der Nokia-Wagen etwa ist ein starkes Stück, dürfte aber die Gefühlslage der Bochumer treffen. Der Düsseldorfer Jacques Tilly kann im Konzert der Wagenbauer am weitesten gehen, weil er die Freiheit bekommt, die ein Narr braucht. In Köln wird diskutiert und abgewogen. Resultat: leichterer Humor. Wenigstens hier ist Düsseldorf der Domstadt überlegen.

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