Wenden: Mutter ließ Kind sterben

Nach der Obduktion des ersten der drei toten Säuglinge steht fest, dass das Mädchen nicht durch Gewalt gestorben ist. Vielmehr gehen die Gerichtsmediziner davon aus, dass die Mutter das Kind nach der Geburt einfach nicht versorgt hat. Über die Motive der Tat tappen die Ermittler noch im Dunkeln.

Dortmund/Siegen. Nach dem Fund von drei toten Babys im sauerländischen Wenden ist die Obduktion in der Dortmunder Gerichtsmedizin am Mittwoch fortgesetzt worden. Die Untersuchung des ersten Kindes hatte am Dienstag ergeben, dass es lebend zur Welt gekommen war und keine Spuren äußerer Gewalteinwirkung zeigte.

Es handele sich offenbar um "Totschlag durch Unterlassen" durch die 44- jährige Mutter, teilte die Siegener Staatsanwaltschaft mit. Die Rechtsmediziner hätten keine Anzeichen für eine aktive Tötung des neugeborenen Mädchens durch die Mutter gefunden, sagte der leitende Oberstaatsanwalt Klemens Mehrer am Mittwoch.

Es habe sich bestätigt, was auch vorher vermutet worden sei: Die Mutter habe das Kind nach der heimlichen Geburt offenbar nicht versorgt. Ob das Mädchen dann verblutet, an Erbrochenem erstickt oder durch Unterkühlung gestorben sei, müsse durch weitere Untersuchungen geklärt werden, sagte Mehrer. Über die Obduktion der beiden Geschwister wollte die Behörde am Mittwochnachmittag informieren.

Wann die tatverdächtige Mutter vernommen werden kann, ist weiter unklar. Sie liegt nach einem Zusammenbruch in einem Justizkrankenhaus. Zum Motiv der grausigen Tat tappten Polizei und Staatsanwaltschaft deshalb weiter im Dunkeln. Auch bei den Hintergründen bleiben viele Fragezeichen.

Die Ermittler vermuten weiter, dass weder der 47 Jahre alte Ehemann noch andere Verwandte oder Nachbarn die heimlichen Schwangerschaften der Frau bemerkt hatten. Sie muss Ende der 80-er Jahre neben ihren heute 18, 22 und 24 Jahre alten Kindern drei weitere Mädchen ausgetragen und zur Welt gebracht haben. Der 18- Jährige Bruder hatte am Samstag in der Kühltruhe des Elternhauses die Leichen entdeckt.

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