Wende im Fall Peggy: Polizei sucht mit dem Bagger nach der Leiche

Seit zwölf Jahren ist Peggy verschwunden. Jetzt kommt Bewegung in den Fall, mit einem Bagger wird nach der Leiche des Mädchens gesucht. Ein Mann wurde für das Verbrechen schon verurteilt - doch Zweifel blieben.

Lichtenberg (dpa). Im Fall der vor zwölf Jahren verschwundenen kleinen Peggy in Oberfranken zeichnet sich eine Wende ab. Die Polizei hat die Suche nach der Leiche wieder aufgenommen. Am Morgen kommt die Polizei nach Lichtenberg, errichtet Absperrungen rund um ein Wohnhaus samt Hinterhof. Es gebe Hinweise darauf, dass es sich bei dem Anwesen um das Versteck für die Leiche handeln könnte, sagte ein Polizeisprecher Seit Mai 2001 fehlt von dem damals neun Jahre alten Mädchen jede Spur. Intensive Suchaktionen blieben erfolglos.

Zwar ist der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi als ihr Mörder verurteilt worden, doch die Zweifel an seiner Schuld sind nie verstummt. Inzwischen hat dessen Anwalt einen Wiederaufnahmeantrag gestellt. Er wirft den damaligen Ermittlern unter anderem vor, Zeugen manipuliert und Zeugenaussagen, seinen Mandanten entlasten, ignoriert zu haben.

Wenig später wird ein Bagger gebracht. Die Baumaschine lärmt im Hinterhof des Hauses. Absperrgitter erlauben keinen Blick in den Hinterhof gegenüber der Lichtenberger Kirche. Das Pflaster wird herausgerissen. Am Dienstag sollen die Grabarbeiten beginnen.

Kripo-Beamte, Spurensicherung, Bereitschaftspolizei, Hunde - das Aufgebot der Ermittler ist groß. Sie durchsuchen das Haus. Gerüchte wabern durch den Ort. Der Bewohner des Hauses sei schon bei den früheren Ermittlungen im Visier gewesen, sagt Gudrun Rödel, die Betreuerin des verurteilten Ulvi, die alle Akten zu dem Fall gründlich studiert hat. Die Polizei mag das nicht bestätigen oder dementieren. Alle Menschen, die in Verbindung mit dem „Objekt“ stehen, würden befragt, sagt der Sprecher bloß.


Warum hat man erst jetzt, zwölf Jahre nach Peggys Verschwinden, diese Spur? Polizei und Staatsanwaltschaft schweigen dazu. Gegen Nachmittag kommen einige Menschen auf den Marktplatz, wo das verdächtige Haus fast gegenüber dem Rathaus steht. „Ich bin sicher: Ulvi war es nicht“, sagt eine junge Mutter. Dietrich Jahn wohnt auch am Marktplatz. „Ich war sehr überrascht“, schildert er das Eintreffen der Polizei. „Wir hatten ja keine Ahnung.“ Man habe etwas von einer Zisterne gehört, die es früher einmal in dem Hinterhof gegeben haben soll, sagt er noch.

Liegt hier Peggys Leiche? Zunächst bleiben nur Spekulationen.
2012 hatten Staatsanwalt und Kripo Bayreuth in dem Fall mit neuen Ermittlungen begonnen. „Die Summe der Erkenntnisse hat uns veranlasst, hier Untersuchungen zu beginnen.“ Sind das nun Indizien, die Ulvi entlasten? Auch dazu schweigen die Ermittler. Auch zum Bewohner des Hauses machte der Sprecher keine Angaben. Medienberichten zufolge handelt es sich um einen vorbestraften Sexualtäter. Woher die Hinweise auf das Anwesen stammten, wollte die Polizei nicht sagen.

Normalerweise geht es ruhig zu auf dem Lichtenberger Marktplatz. Der Ort an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze ist vom Strukturwandel geplagt mit Immobilienleerstand und Abwanderung. Und jetzt wieder der Fall Peggy. Doch Bürgermeisterin Elke Beyer sagt: „Alles, was zur Klärung des Falls beiträgt, ist wichtig.“ Nicht „emotional, sondern fachlich“ solle man die Fakten beurteilen.

Daran hält sich auch die Polizei. Hinweise und Ermittlungsarbeiten hätten sich so verfestigt, dass man nun das Haus durchsuche, den Bewohner befrage und auch den Innenhof aufgraben werde, sagt der Sprecher.

An diesem Dienstag wird die Aufregung in Lichtenberg weitergehen. Das Technische Hilfswerk hat seine Geräte schon bereitgestellt, um im Hof unweit der Lichtenberger Kirche nach der Leiche zu suchen. „Es ist geplant, dass der Innenhof dann aufgegraben wird“, sagt der Sprecher.

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