Welterbe: Die Seilbahn fährt nun bis 2026

Koblenz erhält Betriebserlaubnis, Kassel hofft auf Neuaufnahme. Himmelsscheibe von Nebra gehört nun zum Dokumentenerbe.

Koblenz/Kassel. Jubel quer über den Rhein: Der David Koblenz hat sich gegen die UN-Kulturorganisation Unesco behauptet und darf die Seilbahn zwischen Deutschem Eck und der Festung Ehrenbreitstein bis 2026 behalten — ohne den Welterbetitel für das obere Mittelrheintal zu verlieren.

Wochenlang waren die Fronten verhärtet gewesen. Icomos, der Denkmalpflegebeirat der Unesco, hatte den Abbau der zur Bundesgartenschau 2011 errichteten Bahn bis Jahresende gefordert, sonst drohe der Titelentzug. Tausende Menschen aus der Region demonstrierten für den Erhalt.

Bei der Sitzung des Welterbe-Komitees der Unesco am Mittwoch im kambodschanischen Phnom Penh, dauerte die Debatte hingegen kaum eine halbe Stunde, dann war die Lösung gefunden. Die Seilbahn kommt weg — aber erst wenn ihre Laufzeit 2026 endet. Zugleich forderte das Komitee aber den Abbau einer Sommerrodelbahn auf dem Loreley-Plateau.

Befriedet dürfte der Dauerstreit zwischen Mittelrheintal und Unesco dadurch aber nicht sein: Neben der Seilbahn ist eine geplante Brücke bei Sankt Goar seit Jahren ein Zankapfel. Die stellenweise verödende Region rund um die Loreley erhofft sich von einer Rheinquerung wirtschaftlichen Auftrieb, doch die Unesco sieht die Optik der romantischen Burgenlandschaft in Gefahr.

Positive Erwartung herrscht derweil in der nordhessischen Residenzstadt Kassel. Die Stadt hat sich um den Welterbetitel für den 300 Jahre alten Bergpark Wilhelmshöhe mit dem Herkules und den Wasserspielen beworben. „Es ist schwieriger, heute Welterbe zu werden, als vor 20 Jahren. In dem Antrag steckt eine wahnsinnige Arbeit“, sagte Hessens Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU).

Die Entscheidung dazu wird bis zum Wochenende erwartet. Aktuell gibt es 962 Welterbe-Stätten, davon 37 in Deutschland. In NRW sind es der Kölner und der Aachener Dom, Zeche Zollverein Essen und Schloss Augustusburg bei Brühl.

Parallel zu Debatte um die Welterbestätten hat die Unesco die Himmelsscheibe von Nebra und das Lorscher Arzneibuch in ihr Register des Weltdokumentenerbes „Memory of the World“ aufgenommen. In dieser Sammlung sind wichtige Aufzeichnungen der Menschheitsgeschichte gesammelt — unter anderem die Gutenberg-Bibel.

Das Arzneibuch des Klosters Lorsch in Hessen zählt zu der ältesten Sammlung von Klostermedizin aus dem Mittelalter. Die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe aus Nebra in Sachsen-Anhalt gilt als früheste bekannte Abbildung des Sternenhimmels. Auch das Kommunistische Manifest von Karl Marx sowie das Grundgesetz des Heiligen Römischen Reichs, die Goldene Bulle von 1356, erhielten den Zuschlag.

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