Wasserball-Spiel wird zur „Seeschlacht“

In den Niederlanden sollen beim Wasserball zwei Schwestern versucht haben, eine Spielerin zu ertränken.

Almelo. Es geht manchmal richtig zur Sache - über und vor allem unterhalb der Wasseroberfläche. Es wird gedrückt, getreten, gekratzt, gerungen. "Krieg im Schwimmbecken" nennen es selbst manche Aktive. Wasserball, das ist kein Sport für Zartbesaitete, aber es bleibt Sport.

Oder doch nicht? In den Niederlanden müssen sich zwei Schwestern, zum Tatzeitpunkt 16 und 22 Jahre alt, vor einem ordentlichen Gericht verantworten - wegen versuchten Totschlags. Der Vorwurf: Die beiden sollen bei einer Wasserball-Partie eine Gegenspielerin so lange unter Wasser gedrückt haben, bis diese fast ertrank.

Der 11. Oktober des vergangenen Jahres: Im Schwimmbad der Kleinstadt Neede findet ein Spiel zwischen NZC Neede und SG Twente III statt. Die Gastgeberinnen erzielen ein Tor - eins, das die Torschützin wohl nie mehr vergessen wird. Maria, Twentes Keeperin, und Daniella R. sind laut Anklage so erbost über den Treffer der Gegnerin, dass sie diese packen und mit vereinten Kräften unter Wasser drücken. Der Schiedsrichter pfeift, was die pfundigen Schwestern aber nicht groß beeindruckt. Erst als andere Spielerinnen eingreifen, so die Staatsanwaltschaft, geben sie ihr Opfer frei.

Die "Seeschlacht", wie eine niederländische Zeitung das Geschehen nennt, ist beendet, die junge Frau geschockt. Vergeblich habe sie sich gewehrt, um ihr Leben gefürchtet, heißt es in der Anklage. Erst nach einer halben Stunde habe sie überhaupt wieder richtig atmen können. Noch immer leide sie nach dem Horrorerlebnis unter posttraumatischen Störungen. Ein halbes Jahr habe sie nicht arbeiten können.

Die Angeklagten hingegen sind sich keiner Schuld bewusst. "Unglaublich, was man uns in die Schuhe schieben will", sagten Maria und Daniella der Zeitung "De Telegraaf". Im Gegenteil, das Opfer habe Daniella mehrfach getreten, Maria im Gesicht gekratzt. Dann habe es eine große Keilerei gegeben, aber niemand sei bewusst unter Wasser gedrückt worden. Der Referee habe den Schwestern schließlich die rote Karte gezeigt.

"Aber danach wurde normal weitergespielt", sagt Maria. "Hinterher hörten wir dann, dass unsere Gegenspielerin hyperventiliert hat." Ihr Verteidiger glaubt, dass die Sache aufgebauscht worden sei. "Wasserball ist nun mal ein Kontaktsport." Die Eltern sind von der Unschuld überzeugt: "Noch nie haben unsere Kinder irgendjemandem etwas angetan", heißt es im "Telegraaf". Wasserball sei immer ihre ganze Passion gewesen.

Doch die Vorwürfe wiegen schwer. Schiedsrichter und andere Spielerinnen sagten, "so etwas" hätten sie noch nie erlebt. Der niederländische Schwimmverband hat bereits hart durchgegriffen, die Schwestern für drei Jahre gesperrt. Staatsanwalt Dronkers reicht die Bestrafung durch die Sportinstanz aber nicht. Er fordert für beide eine Bewährungsstrafe von vier Monaten, dazu 240 beziehungsweise 180 Sozialstunden und 3300 Euro Schmerzensgeld. Ein Schwimmbad dürfe kein rechtsfreier Raum für Straftaten werden. Ein Urteil wird für den 22. Oktober erwartet.

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