Wasser und andere Expo-Wunder

Weltausstellung: Nach wochenlangen Regenfällen trat der zerschneidende Fluss Ebro ausgerechnet kurz vor der Eröffnung über die Ufer. Er überflutete die Expo-Gärten.

Saragossa. Das "Wunder", wie Expo-Chef Roque Gistau es nannte, kommt doch noch zustande: Die Weltausstellung in der nordspanischen Großstadt Saragossa wird heute pünktlich ihre Tore öffnen. Die Internationale Expo 2008, die sich als pädagogischer Vergnügungspark der Zukunft präsentiert, erwartet in den kommenden drei Monaten sechs Millionen Besucher aus aller Welt.

Auch wenn nach wochenlangen Regenfällen der die Stadt zerschneidende Fluss Ebro ausgerechnet kurz vor der Eröffnung über die Ufer trat, die Expo-Gärten überflutete und die Aufbauarbeiten kräftig störte.

Braun-dreckig, gefährlich glucksend und an seinen brodelnden Rändern ziemlich gefräßig. Ganz so, also ob der Ebro beim Expo-Thema "Wasser und nachhaltige Entwicklung" mitreden wolle. "Es fehlt nur noch ein Meerbeben", kommentiert Gistau mit leicht gequälter Miene die Naturlaunen, welche sogar die auf einer Flussplattform geplante Eröffnungsshow über den Haufen warfen.

Von einem Wunder muss man eigentlich auch sprechen, weil das 25 Fußballfelder große Expo-Gelände und seine Umgebung noch Tage vor der Einweihungszeremonie am Freitagabend mit König Juan Carlos einer gigantischen Baustelle glich. Ein Arbeiterheer schuftete Tag und Nacht, um das Prestigeprojekt, das Saragossa in die Zukunft katapultieren soll, wenigstens einigermaßen fertig zu stellen. Teilnehmerländer klagen hinter vorgehaltener Hand über eine "chaotische Organisation".

Immerhin stehen der Ruf und Millioneneinnahmen auf dem Spiel. Die Expo dient vor allem dazu, Tourismus und Wirtschaft anzukurbeln. Mit einer Mischung aus Vergnügungspark, Kulturspektakel und Technologiemesse. Jeder auswärtige Besucher, haben die Reisemanager ausgerechnet, gebe in 24 Stunden "im Schnitt 110 Euro pro Tag" aus und bleibe "drei bis fünf Tage in der Stadt".

Merkwürdig ist nur, dass die Expo- und Stadtmanager, die doch der Welt den nachhaltigen Umgang mit dem Wasser beibringen wollen, ausgerechnet vor der eigenen Haustür mit ihrer Botschaft in Konflikt kommen. Zwar wird das Expo-Gelände mit Solarenergie, recyceltem Wasser und Öko-Souvenirs versorgt.

Doch der stolze Ebro, Spaniens zweitlängster Fluss, sei von der Weltausstellung regelrecht vergewaltigt worden, klagten Umweltschützer und Universitätsprofessoren in einem offenen Brief. Die Bestrafung übernahm das "Wunder"-hafte Wasser selbst.

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