Warnstreiks bringen NRW aus dem Takt

In Köln kommt der Flugverkehr gestern zeitweise vollständig zum Erliegen, viele Bahnen fallen aus und Kitas bleiben geschlossen.

Köln. Es sind die ganz kurzen und die ganz weiten Reisen, die die größten Probleme machen. Die mit der Straßenbahn — und die mit dem Flugzeug. „Annulliert“, „Annulliert“, „Annulliert“ warnt die Anzeigetafel am Flughafen Köln/Bonn gestern Morgen in großen Lettern. Zeitweise muss der Flugverkehr komplett eingestellt werden. Die kleinere Variante — aber mit derselben Botschaft — ist in den Innenstädten zu lesen. „Warnstreik!“ melden Tafeln in Wuppertal, „Heute fahren keine Bahnen“ in Köln.

Auch das heißt: Es geht wenig bis gar nichts. Und in vielen Städten Nordrhein-Westfalens sieht es ähnlich aus. Wer zur Arbeit will, guckt in die Röhre.

Die Gewerkschaft Verdi hat erneut zum Warnstreik im öffentlichen Dienst aufgerufen. Vor der wohl entscheidenden Verhandlungsrunde soll weiterer Druck auf die Arbeitgeber aufgebaut werden. Der landesweite Aufruf gilt Beschäftigten in der ganzen Palette des öffentlichen Dienstes — von der Müllabfuhr über Sparkassen bis Stadtverwaltungen und Krankenhäuser.

Für die Massen sind die Folgen vor allem im Verkehr und bei den Kitas zu spüren, die vielerorts geschlossen bleiben müssen. Antje Beierling, Vorstand des Verbands alleinerziehender Mütter und Väter in NRW, nennt es einen Organisationsmarathon. „Die Eltern versuchen, so gut es geht, sich gegenseitig zu unterstützen. Aber das hat Grenzen.“

In etlichen Städten werden die Nahverkehrsunternehmen bestreikt. Auf den Straßen steigen viele auf Fahrräder um oder halten nach Bussen Ausschau, die noch fahren. Nicht alle haben dafür Verständnis. „Andere Berufe sind auch schlecht bezahlt“, schimpft die medizinische Fachangestellte Sabrina Blaum, die gerade einen Anschluss verpasst hat. „Man muss es zumindest so organisieren, dass die Leute zur Arbeit kommen.“ Wie sie weiterkommt? „Mal schauen.“ Andere pflichten der Gewerkschaft bei. „Wenn man nicht streikt, landet man in der Altersarmut“, sagt eine Frau in Duisburg.

Heftig trifft es den Flugverkehr. An den einstmals staatlich betriebenen Airports werden noch zahlreiche Beschäftigte nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt. Am Flughafen Köln/Bonn legen um 6 Uhr die ersten Mitarbeiter die Arbeit nieder, um 8 Uhr zieht die Flughafenfeuerwehr nach. Der Flugverkehr muss für mehrere Stunden komplett eingestellt werden.

Verdi und der Beamtenbund dbb fordern für die bundesweit 2,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat. An diesem Sonntag beginnt in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde.

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