Nach Anschlag auf Kronzeugen Vor Mafia-Prozess - Bombenexplosion in Süditalien

Rom/Foggia · Zwei Wochen nach einem Bombenanschlag auf das Auto eines Kronzeugen in einem Mafia-Prozess ist in der süditalienischen Stadt Foggia erneut eine Bombe explodiert.

 Symbolbild.

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Foto: dpa/Roberta Basile

Die Detonation ereignete sich nach Polizeiangaben am frühen Donnerstagmorgen vor einem Altenheim, zu dessen Betreibern der Kronzeuge gehört. Verletzt wurde niemand.

Am 3. Januar hatte eine Bombe das Auto des Kronzeugen Christian Vigilante zerstört, der in einem wichtigen Prozess gegen die örtliche Mafia aussagen soll. Diesmal explodierte ein Sprengsatz vor dem Eingang eines Altenheims, das von der Genossenschaft Sanità Più betrieben wird, zu deren Leitern Vigilante gehört.

Vigilante ist Kronzeuge in einem Prozess gegen 29 mutmaßliche Mitglieder der örtlichen Mafiaorganisation Società foggiana. Dabei geht es um Erpressungsversuche der Mafia gegen Sanità Più. Die Mafiosi sollen versucht haben, Schutzgeldzahlungen von dem Gesundheitsunternehmen zu erpressen und Vigilante zur Einstellung von der Mafia nahestehenden Mitarbeitern zu zwingen.

Die Società foggiana gehört zur apulischen Mafiaorganisation Sacra Corona Unità. Laut dem Mafia-Experten und Buchautor Roberto Saviano wurde sie lange Zeit von den Medien ignoriert und konnte sich seit den 80er Jahren ungestört ausbreiten. Inzwischen zahlen demnach Schätzungen zufolge rund 80 Prozent der Geschäftsleute in Foggia Schutzgeld, den so genannten pizzo, an die Mafia.

Nach der ersten Bombenexplosion Anfang Januar waren rund 20.000 Menschen in Foggia aus Protest auf die Straße gegangen.

(AFP)
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