Social Media Video prophezeit Ende von Youtube - Aufschrei der Netzgemeinde

Düsseldorf · Ein Video mit dem Titel „Warum es Youtube nächstes Jahr nicht mehr gibt“, sorgt zurzeit für große Aufregung in der Netzgemeinde. Es hat innerhalb von drei Tagen über drei Millionen Aufrufe und fast 50.000 Kommentare generiert. Hintergrund ist eine geplante EU-Urheberrechtsreform.

Die Videomacher befürchten, dass es Youtube, wie wir es heute kennen, bald nicht mehr geben wird.

Die Videomacher befürchten, dass es Youtube, wie wir es heute kennen, bald nicht mehr geben wird.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Die geplante EU-Richtlinie soll große Unternehmen, wie Youtube, urheberrechtlich für alle Inhalte, die sich auf ihren Plattformen befinden haftbar machen. Bislang können für derartige Urheberrechtsverletzungen nur die Nutzer, die die Inhalte online stellen, haftbar gemacht werden, erklären die Macher des Videos.

Eine Zukunft ohne Youtube(r)

In knapp sechs Minuten wird in dem Video ein dunkles Bild davon gezeichnet, wie eine Zukunft ohne Youtube – so wie wir es kennen – aussehen würde: "In einigen Monaten werden fast alle Kanäle, die wir kennen, lieben und immer wieder gucken, gelöscht werden", heißt es in dem Beitrag. "Egal wie groß und beliebt, niemand wird übrig bleiben. Bis auf einige Kanäle von sehr großen Firmen."

Warum die Richtline Youtube verändern kann

Die Videomacher argumentieren, dass nach der Urheberrechtsreform eine Klagewelle auf Plattformen wie Youtube zurollen wird. Sie gehen davon aus, dass die Reform die Unternehmen dazu zwingen wird, ihr aktuelles Geschäftsmodell zu überdenken. Weil Kanäle, die von Einzelpersonen betrieben werden nur schwer kontrollierbar sind, werden diese nach der geplanten Änderung wohl nicht mehr zugelassen.

Bereits jetzt nutzt Youtube Upload-Filter, um Urheberrechtsverletzungen zu identifizieren. So können zwar grobe Verstöße verhindert werden, aber ein Großteil der Vergehen wird so immer noch nicht erkannt.

Das Ziel der Videomacher: Die Richtlinie verhindern

Difabachew und Hären sehen in der Urheberrechtsreform und ihren Folgen eine Einschränkung der Meinungsfreiheit. Um das zu verhindern, rufen sie unter anderem dazu auf, das Video zu teilen, sich online unter dem #SaveYourInternet gegen die geplante Änderung auszusprechen und eine Petition gegen die geplante Richtlinie zu unterschreiben.

Gegenüber der Süddeutschen Zeitung geben die Videomacher an, weder europafeindlich noch populistisch zu sein. Allerdings gesteht Difabachew: "Vielleicht haben wir im Video doch etwas zu stark emotionalisiert". Auch die EU-Kommission habe auf den Youtube-Aufreger reagiert: Jeder dürfe weiter kreativ sein, man versuche nur, die Position der Urheber gegenüber großen Online-Konzernen zu stärken.

Die Videomacher beziehen sich auf einen offenen Brief von YouTube-Chefin Susan Wojcicki. Dort kritisiert sie die geplante Urheberrechtsreform der EU. Konkret geht es um Artikel 13. Wojcicki sieht in der Neuregelung des Artikels die Möglichkeit von Nutzern bedroht, Inhalte auf Youtube zu veröffentlichen oder Inhalte in der EU von anderen Künstlern nicht mehr sehen zu können.

Löschen will YouTube Kanäle von europäischen Nutzern nicht. Den Untergang von YouTube beschwört Wojcicki ebenfalls nicht herauf.

Reaktionen der Netzgemeinde

Das Video ruft gemischte Reaktionen hervor. Youtube-Nutzerin Jinx kommentiert beispielsweise: „Wenn YouTube sich wirklich so stark verändert, wäre ich [m]ega aufgeschmissen... Backen und kochen kann ich nur dank Youtube und wenn mal was kaputt geht[,] gucke ich auch hier, wie ich es wieder heil bekommen kann (...)“. Nutzerin GeRui hingegen sieht das Video kritisch und bezeichnet es in einem Kommentar als „lächerliches Clickbait und Panikmache“. „Unglaublich wie manche Leute betrügen nur um an Clicks zu kommen“, schreibt sie weiter.

Ob das Video in dieser noch unklaren Gesetzeslage hilfreich war , bleibt dahingestellt. Die Unsicherheit wird auf jeden Fall wohl noch eine Weile bleiben. Die endgültige Abstimmung über das Gesetz soll im Mai und damit kurz vor den Europawahlen stattfinden.

(nd)
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