Streit um „Tierfütterung“ eskaliert Verwirrte Frau löst Rattenplage an Kita und Schule aus

Wuppertal · Nachbarin an der Ferdinand-Lassalle-Straße legt täglich Essen aus. Diverse Anzeigen laufen - auch wegen Körperverletzung.

 Rosemarie Borkes, Andre Grau, Gretel Hosch und Patrick Peinelt haben schon lange kein Verständnis mehr für solche „Futterspenden“.

Rosemarie Borkes, Andre Grau, Gretel Hosch und Patrick Peinelt haben schon lange kein Verständnis mehr für solche „Futterspenden“.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Rund 40 Anwohner haben sich vor der Kita an der Ferdinand-Lassalle-Straße versammelt. Vor einem Spielgelände, das derzeit kein Kind mehr benutzen darf. Die Ronsdorfer sind wütend, einige verängstigt - es ist eine Art Protest. Immer wieder gehen die Blicke hoch zu einem geöffneten Fenster. „Die Frau, die da lebt, terrorisiert die ganze Nachbarschaft“, sagt die Nachbarin Rosemarie Borkes. „Mir hat sie das Schloss verklebt, damit ich nicht in die Wohnung komme“, sagt Nachbar Andre Grau. Karsten Tusch, dessen Tochter in die Kita an der Lassalle-Straße geht, habe bereits Morddrohungen erhalten. Er sagt: „Meine Tochter hat Angst, allein zur Kita zu gehen.“ Die Polizei bestätigte der WZ, dass es auf der Straße seit 2018 eine Häufung von Anzeigen gegeben hat - auch wegen Körperverletzung.

Eine Räumungsklage blieb ohne Erfolg

Alles hat angefangen mit einer offenbar bedingungslosen Tierliebe. Die betroffene Nachbarin - die auf ein Klingeln vor Ort nicht reagiert - streut mehrmals am Tag Vogelfutter und Obst vor dem Haus aus und auch auf einem Hanggelände, das an die Kita an der Ferdinand-Lassalle-Straße grenzt. Patrick Peinelt ist Mitglied der Elternpflegschaft der betroffenen Kita. Er sagt: „Das geht seit drei Jahren so. Die Frau streut das Futter mehrmals täglich aus, und wenn man den Bereich säubert, legt sie sofort nach.“ Das Problem: Inzwischen ist es vor Ort in der Folge zu einer echten Rattenplage gekommen, die Stadt musste Außengelände von Kita und Grundschule schließen. Die Anwohner sind einhellig der Meinung: Es muss etwas passieren. „Wir haben diverse Male mit der Frau geredet. Aber das bringt nichts. Die wird sofort aggressiv“, sagt Peinelt. Stefan Espanion ist Mitglied der Elternpflegschaft der Schule und sagt: „Die Kinder haben Angst, an diesem Haus vorbeizugehen.“ Tusch sagt: „Die Stadt müsste da mehr tun.“

Doch Sozialdezernent Stefan Kühn beteuert, dass man bereits auf mehreren Wegen versucht habe, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. So hätten sich bereits Ordnungsgelder in fünfstelliger Höhe gegen die betroffene Frau angehäuft. „Wir haben auch Strafanzeige erstattet und ermuntern Betroffene, das auch zu tun“, sagt Kühn. „Wir müssen hoffen, dass die Justiz tätig wird.“ Gegen eine Räumungsklage habe sich die Ronsdorferin, die auf der Straße nur „die Vogelfrau“ genannt wird, mit ihrem Anwalt erfolgreich gewehrt. Aktuell versuche die Stadt ein Annäherungsverbot zu erwirken.

Gleichzeitig geht die Stadt pragmatisch an das Problem heran. Seit ein paar Tagen ist der Hang vor der Kita mit einem Zaun abgesperrt. Darüber soll jetzt auch noch eine Plane gespannt werden, so dass es niemandem mehr möglich ist, Essen vor der Kita zu verteilen. Erst, wenn die verwesende Nahrung verschwunden ist, könne man sich sinnvoll Gedanken darüber machen, die Ratten zu bekämpfen. Und erst wenn das Ungeziefer nachweislich verschwunden ist, könne die Stadtverwaltung die Außengelände wieder freigeben.

Mutter Judith Hendricks, deren Tochter in die Lasalle-Kita geht, sagt: „Das ist derzeit eine Katastrophe für die Kinder. Die wollen draußen sein.“ Stefan Espanion von der Schulpflegschaft berichtet von einem ähnlichen Phänomen bei den Grundschülern: „Die sind körperlich nicht ausgelastet.“ Wie Stefan Kühn berichtet, denkt die Stadt derzeit darüber nach, ob es möglich ist, Kita-Kinder zeitweise auf die Kita an der Staubenthaler Straße zu verteilen, die derzeit noch immer wegen des Erziehermangels nicht voll ausgelastet ist. Besorgt schaute sich auch Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes (SPD) die Lage vor Ort an. Er hoffe, dass die Situation an der Lassalle-Straße nicht irgendwann eskaliert.

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