Enkeltrick, Schockanrufe und Zetteltrick Verbrechen gegen Senioren nehmen zu

In Düsseldorf, Krefeld und Wuppertal gibt es Fälle, in denen Senioren betrogen wurden. Gewalt bleibt die Ausnahme.

Enkeltrick, Schockanrufe und Zetteltrick: Verbrechen gegen Senioren nehmen zu
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Düsseldorf. Sie sollen mit einem Elektroschocker vorgegangen sein und den alten Mann massiv geschlagen haben. Die fünf Angeklagten zwischen 18 und 22 Jahren, die jetzt vor dem Krefelder Landgericht stehen, sollen einen 81 Jahre alten Rentner in seiner Wohnung in Tönisvorst im Dezember 2014 überfallen und ausgeraubt haben. Der Mann starb an den Folgen.

Die Tat war äußert brutal. Aber angesichts der Statistik von Verbrechen gegenüber Senioren stellt sich die Frage, ob sie damit auch außergewöhnlich ist. Denn Verbrechen gegen Senioren nahmen in den vergangenen zehn Jahren zu.

Im vergangenen Jahr fielen insgesamt 13.209 Senioren Straftaten zum Opfer, wie die polizeiliche Kriminalstatistik des Landes NRW zeigt. Und die Tendenz ist steigend: 2009 waren es noch 11.305. Diesen Trend beobachtet Wolfgang Spies von der Polizeigewerkschaft NRW schon länger: „Von 2005 bis 2014 sind die Straftaten gegen Senioren um 42 Prozent gestiegen.“ Frank Scheulen, vom Landeskriminalamt erklärt, dass es gewisse Straftaten gibt, bei denen ältere Menschen eher betroffen sind als jüngere: Die häufigsten Delikte fallen in die Bereiche Raub und Betrug. Das bestätigen auch Polizeisprecher aus Wuppertal und Krefeld.

Zur Kategorie Betrug zählen unter anderem der Enkeltrick, Schockanrufe und der Zetteltrick — der erst vergangene Woche in Düsseldorf angewendet wurde. Eine 79-Jährige ist von zwei Frauen in ihrer Wohnung ausgeraubt worden. Sie hatten sich unter dem Vorwand, dem Nachbarn einen Zettel hinterlassen zu wollen, Zugang zur Wohnung verschafft. Scheulen vom LKA erläutert: „Vom Zetteltrick gibt es viele verschiedene Abwandlungen: Manchmal geben sich die Täter auch als Hausmeister, Bankangestellte, Elektriker oder sogar Polizeibeamte aus.“

Dass Senioren darauf hereinfielen begründet Hans Schneider, Senioren-Sicherheitsberater der Polizei Krefeld, mit deren Gutgläubigkeit und Amtshörigkeit. „Es reicht, wenn der Landesstern auf einem Ausweis zu sehen ist.“ Dabei sollten Senioren kritisch sein, wenn fremde Menschen vor der Tür stehen oder am Telefon sind, so Schneider — so wie beim Enkeltrick.

Für den suchen die Täter das Telefonbuch nach alt-klingenden Namen durch, sagt Scheulen. Dann rufen sie die Senioren an und geben sich etwa als Angehörige aus. Ihr Ziel: Die besorgten Senioren sollen ihnen Geld überweisen. In Wuppertal habe es Ende August zwei solcher Fälle gegeben, so eine Sprecherin der Polizei. Dabei seien fünfstellige Beträge erbeutet worden. „Vor dem Enkeltrick warnen wir schon seit Jahren“, sagt Scheulen, „und doch fallen immer wieder alte Leute darauf rein.“

In Krefeld habe es im vergangenen Jahr insgesamt 2990 Straftaten an Senioren gegeben, davon 76 Betrugsfälle, sagt Schneider. „Aber die Dunkelziffer liegt vermutlich viel höher.“ Weil die Opfer sich schämten, auf die bekannten Tricks hereingefallen zu sein, brächten sie die Fälle nicht zur Anzeige.

Wolfgang Spies von der Polizeigewerkschaft NRW beobachtet seit einigen Jahren zudem, dass Gewalt als gesamtgesellschaftliches Problem zugenommen habe. „Die Hemmschwelle, Gewalt anzuwenden, ist gesunken.“ Ältere Menschen umzuschubsen oder zu schlagen — davor schreckten Täter kaum noch zurück. Weder das Landeskriminalamt noch die Polizei aus Wuppertal und Krefeld können das Phänomen zunehmender Gewalt bestätigen. Die Fallzahlen seinen konstant, sagt die Sprecherin aus Wuppertal. Auch Schneider von der Polizei Krefeld kann keinen Anstieg feststellen. „Fälle wie der in St. Tönis kommen alle zwei Jahre ein Mal vor.“ So ein Fall passiere, aber er bleibe die Ausnahme.

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