Uta Ranke Heinemann: Die Rebellin

Von ihren kirchenkritischen Positionen rückt die Pazifistin, die 1999 erfolglos für das Amt des Bundespräsidenten kandidierte, auch im fortgeschrittenen Alter nicht ab.

Düsseldorf. Uta Ranke Heinemann war weltweit die erste Professorin für katholische Theologie und wurde bald eine lautstarke Kritikerin der Kirche: Die älteste Tochter des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann, die am Dienstag in Essen ihren 80. Geburtstag feiert, zweifelt an der Dreifaltigkeit Gottes, sie kritisiert scharf das päpstliche Pillen- und Kondomverbot und hält den Lehrsatz von der jungfräulichen Empfängnis Marias für ein Märchen.

Eben dieser Widerspruch zum Kirchendogma der Jungfrauengeburt, die Ranke-Heinemann nicht wörtlich, sondern als "damaliges Vorstellungsmodell" verstanden wissen wollte, veranlasste 1987 den Essener Bischof Franz Hengsbach, ihr die Lehrerlaubnis zu entziehen. Sie verlor ihren Lehrstuhl an der Essener Universität, bekam aber einen kirchenunabhängigen Lehrstuhl für Religionsgeschichte.

Von ihren kirchenkritischen Positionen rückt die Pazifistin, die 1999 erfolglos für das Amt des Bundespräsidenten kandidierte, auch im fortgeschrittenen Alter nicht ab. "Ich habe ein halbes Leben verbracht, um in der Bibel falsche Sätze zurechtzubiegen, bis ich erkannte, die Bibel ist nicht Gotteswort, sondern Menschenwort."

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